… ist eine widerlegte Methode

Im Auto-Anzeiger (früher Tages-Anzeiger) vom 11.4.09 lästert Edzard Ernst, Professor für Komplementärmedizin an der University of Exeter, über diverse Methoden im Gesund- oder Krankheitswesen. Allerdings widerlegt er nur, dass Medizin eine absolute wahrheitsorientierte Wissenschaft ist.

Nach den Gesetzen der Logik ist es nicht zulässig, aus dem Beweis der Nichtwirksamkeit auf die Wirksamkeit zu schliessen respektive umgekehrt. Genau dies tut auch Professor Ernst – und kann darum locker 100’000 Dollar als Preis für Nachweise der Wirksamkeit aussetzen – im übrigen nicht darum, weil der Wirksamkeitsnachweis nicht führbar ist, sondern weil nach den Regeln von Herr Ernst die Wirksamkeit von gar nichts nachgewiesen werden kann. Herr Ernst ist also bestenfalls ein Wissenschaftsscharlatan.

Wenn nach Ernst „Homöopathie eine widerlegte Methode“ ist, gilt dies damit logischerweise auch für die Schulmedizin. Dies hat letztlich mit dem Wesen des Menschen zu tun: jede Person ist ein „Einzelfall“, ein einmaliges Individuum. Weil die Gesundheits- oder Krankengeschichte jedes Menschen individuell ist, ist es gar nicht möglich, dass Medikamente bei allen Menschen gleich wirken! Schulmedizin kann zwar Symptome relativ wirkungsvoll bekämpfen, kann aber eher wenig bei den Ursachen verändern. Das ist zwar eine wertvolle Leistung, mehr aber nicht! Zudem haben sehr viele Medikamente trotz erfolgreich verlaufener Prüfverfahren eine erschreckend hohe Rückruf-Quote – respektive das Erschrecken ist relativ, weil mit Sicherheit bei der „Massenanwendung“ eines Medikaments davon auszugehen ist, dass andere Menschen als in der Versuchsphase einbezogen sind. Zudem: das menschliche Leben ist nicht auf die Ewigkeit ausgelegt, Vergänglichkeit, Sterben, gehört zum Leben. Wer eine absolut gültige Wirksamkeitsprüfung verlangt, geht von der Unvergänglichkeit der Lebensmöglichkeiten des Individuums aus – eine eigenartige Anmassung.

Gesundheit ist zudem mehr als die Abwesenheit von Krankheitssymptomen; wenn die Behandlung durch den oder die HomöopathIn – unabhängig ob mit oder ohne „Kügeli“ – auf die behandelten Personen eine bessere Wirkung hat als die Schulmedizin – unabhängig ob mit oder ohne Medikamente, ist dies letztlich für die „PatientInnen“ vorteilhafter. Wer ausschliesslich der Schulmedizin Wirkung zuschreibt, geht von einem ausgeprägt mechanistischen und funktionellen Menschenbild aus – wenn ja die Schulmedizin alles heilen könnte, brauchte es ja beispielsweise keine Präventivmedizin, brauchte es keine Gesundheitsförderungskampagnen. Wer einseitig nur der Schulmedizin Wirkung zubilligt, negiert die Eigenverantwortung der Menschen für ihr Wohlergehen. Darum: Ja am 17. Mai 2009 zum Verfassungsartikel «Zukunft mit Komplementärmedizin»!


Nachtrag nach der Abstimmung vom 17.5.09

Die Stimmberechtigten wollen also mit deutlicher Mehrheit eine Gesundheitszukunft mit Komplementärmedizin!

Letztlich ist dies eine Absage an die bisherige Gesundheitspolitik insbesondere der bürgerlichen Parteien und im speziellen von Bundesrat Pascal Couchepin. Nach wie vor steigen die Gesundheitskosten erheblich, obwohl alle bürgerlichen PolitikerInnen behaupten, alles zu tun, um die Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen. Komplementärmedizinische Formen erwarten eine aktive Beteiligung der „Kranken“ zu ihrer Gesundung – letztlich also einen bewussteren Umgang mit der eigenen Gesundheit, mit dem eigenen Wohlergehen. Die Abstimmung zeigt letztlich, dass die Stimmberechtigten weg wollen von der offiziellen Krankheitsindustrie, dem Klüngel aus bürgerlichen Parteien und deren InteressenvertreterInnen, der LobbyIsten der Krankenkassen und den Bonusbezügern der chemischen Industrie. Sie wollen weg vom mechanistischen Verständnis von Gesundheit respektive Symptomfreiheit hin zu einem ganzheitlichen Menschenbild – auch Sozial-, Umwelt-, Klimaschutz-, Arbeitsmarkt-, Verkehrs-, Raumordnungspolitik usw haben erhebliche gesundheitliche Komponenten.

Nach der Abstimmung stellt sich eine einfache Frage: können die bürgerlichen Krankheitswesen-PolitikerInnen endlich akzeptieren, dass ihre bisherige Politik nicht mehr gefragt ist? Ist Bundesrat Pascal Couchepin tatsächlich der richtige, um die Gesundheitspolitik der Zukunft in die Wege zu leiten, ist „Hauen Sie ab!“ tatsächlich der richtige Zugang zu konstruktiven Beiträgen für die Zukunftsgestaltung?

Erste Fassung 11.4.2009