Unsinniges Krötenschlucken in der Umweltpolitik

Wenn Politik anschaulich werden will, braucht sie Bilder. Eines dieser Bilder sind die geschluckten Kröten.

Kompromisse in der Politik sind out, jetzt werden Kröten geschluckt. Viele Debatten z.B. in der Verkehrspolitik, in der Finanz- und Sozialpolitik drehen sich nur noch um eine Frage: Wer schluckt welche Kröten?


Dazu einige Anmerkungen.

Mittelalter: Aerzte verkochten gern Kröten, Schlangen und Würmer in ihren Heiltränken: mehr

Hexen-Flugsalben: Viele der Gelehrten, die sich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts für die Flugsalben interessierten, fanden aber heraus, dass die wirklich wirksamen Bestandteile der Salbe die Pflanzen waren. Fledermausblut, Schlangen und Kröten tauchen ebenfalls in der Zusammensetzung der Salbe auf, von denen aber nur die Kröte ein chemisch wirksames Gift, das Bufotenin, enthält.
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Bufotenin ist ein von Kröten abgesonderter Stoff. Er löst einfache und kurzfristige Sinnestäuschungen (Flammenhuschen und Lichtblitze) aus. Die Wirkungen sollen denen des LSD und dem Meskalin ähneln. Meist wird die „positive“ Wirkung der Droge durch eine Mydriasis, Schwindel, Brechreiz und einem Blutandrang in den Kopf abgelöst. Mit andern Worten: Kröten schlucken ist auch wegen der Nach- und Nebenwirkungen nicht zu empfehlen.
Quelle

Man müsste jeden Morgen eine Kröte schlucken, wenn man sichergehen wollte, bis zum Abend nichts Ekelhafterem zu begegnen.
– Nicolas Sébastien de Chamfort, franz. Schriftsteller (1741-1794)
zum Beispiel hier zitiert

Wer Kröten schluckt, gibt zu, dass er/sie sich etwas Unverdauliches/Ungeniessbares zumutet. Hängt dies wohl damit zusammen, dass „Ja, aber“ wesentlich leichter zu sagen ist als Nein“?