Logik ist Glücksache – insbesondere in der Werbung

Mit einem „Crazy Opening“ haben SBB und Stadt Zürich im November 2003 das oder die ShopVille-RailCity Zürich eröffnet. Riesige Plakate und Spruchbänder haben für dieses Ereignis geworben.

„Diese Bahnhofshalle können Sie nicht kaufen.“ Will ich auch gar nicht – andere möchten offenbar schon, schliesslich ist die riesige Halle wirklich selten so, wie sie gedacht war in der Planung der Zürcher S-Bahn, einfach als leere, grosszügige Halle.

„Alles andere gibt’s in ShopVille RailCity Zürich“. Beeindruckend, wirklich.

Ich gehe einige Schritte weiter. Neues Plakat, neue Botschaft. Da heisst es: „Das Grossmünster können Sie nicht kaufen.“ Aha, jetzt hat doch das letzte Plakat behauptet, ich könne in ShopVille RailCity alles ausser der Bahnhofshalle kaufen. Und jetzt kann respektive könnte ich also das Grossmünster nicht kaufen. Und es geht so weiter. „S Limetquai“, den Zürichsee, das Landesmuseum, den Paradeplatz kann ich auch nicht kaufen. Vor lauter Werbung weiss ich wirklich nicht mehr, was es jetzt wirklich zu kaufen gibt in ShopVilleRailCity Zürich.

Die logische Verunsicherung geht weiter. Da steht auf einer andern Plakatwand, Optimismus könne ich nicht kaufen. Aber in ShopVille RailCity Zürich alles andere. Wenn nicht Optimismus, dann also Pessimismus? Nicht kaufen könne ich Fahrtwind. Aber alles andere in ShopVille RailCity Zürich. Wenn also nicht Fahrtwind, dann allenfalls Grossstadt-Mief (oder eventuell MIV)? Und weiter so, denn die Werbenden lassen mich mit ihrem logischen Stümperstück vollständig allein: „Ein Happy End können Sie nicht kaufen“.

Nicht nur die Plakatwände und Spruchbänder sind etwas eigenartig. Auch der Wettbewerbs-Hauptpreis der „Crazy Opening“ ist voll daneben: zu gewinnen gibts nämlich – ein Auto. Und dies, obwohl die WerberInnen andernorts behaupten, ShopVille RailCity sei ein ShoppingCenter mit eigenem Hauptbahnhof. Sehr wahr: es gibt kaum einen Punkt in einem ziemlich grossen Umkreis, der derart gut mit dem öffentlichen Verkehr erschlossen ist wie der Zürcher Hauptbahnhof. Und ausgerechnet die Ladengeschäfte organisieren einen Wettbewerb mit einem Auto als Preis – wollen die eigentlich ihre Kundschaft vertreiben? Abgesehen davon, dass ein Auto als Wettbewerbspreis in einer Zeit, in der ständig zunehmender Autoverkehr nur noch grössere Probleme schafft, ganz einfach keinen Platz hat. Oder hat da schlicht und einfach wieder einmal mehr die Logik versagt?

Crazy ShopVille RailCity Zürich!