Preisvergleiche erfordern Sorgfalt

Der K-Tipp hat im März 2004 einen Preisvergleich für einen in verschiedenen Läden gekauften Warenkorb mit 20 Nahrungsmitteln und 10 Haushaltprodukten veröffentlicht. Gekauft wurden die Artikel Ende Februar 2004.

Coop hat auf diesen Preisvergleich reagiert, weil darin
ziemlich unsinnige Dinge verglichen wurden, unter anderem wurde nach Ansicht des Coop die Qualität der eingekauften Artikel nicht berücksichtigt. K-Tipp wehrt sich, und behauptet im
August 2004, es gehe darum, günstig einzukaufen, weil die Durchschnittsfamilie
nur 1300 Franken für Haushalteinkäufe zur Verfügung zu haben. Da spiele der
Preis eines Produktes oft eine grössere Rolle als Marke, Herkunft oder die
Qualität.

Die Gesundheits- und Ernährungswissenschaften stellen immer
wieder fest, dass zu viel Zucker, zu viel Fett, insbesondere tierisches Fett,
zuviel Fleisch und zuwenig Ballaststoffe gegessen werden.

Wenn der K-Tipp einen Durchschnittswarenkorb kauft, nimmt er
auf derartige Aspekte keinerlei Rücksicht. Viel schlimmer, er behauptet somit,
wer günstig leben wolle, müsse ungesund essen und könne sich nicht umweltbewusst verhalten.

Es ist beispielsweise nicht nachvollziehbar, warum im
Februar Kopfsalat und Tomaten im Warenkorb liegen müssen. Oder warum 3
Fleischpositionen (Schweins-Koteletten, Poulet-Geschnetzeltes, Cervelats,
ziemlich die teuersten Produkte in diesem Warenkorb) und erst noch Fischstäbchen
eingekauft wurden, nicht aber pflanzliches Eiweiss. Derartige Beispiele liessen
sich beliebig fortsetzen.

Wenn der K-Tipp wie behauptet die Information der
KonsumentInnen anstrebt, muss diese Zeitschrift den gesundheitlichen Folgen des
Konsums ausreichend Bedeutung zukommen lassen. Dieser Warenkorb trägt kaum zu
einer Steigerung der Volksgesundheit bei.

Weiter zeigen Untersuchungen klar, dass regionale und
saisonale Produkte die Oekobilanz der Lebensmittelversorgung deutlich
verbessern; auch dies ist ein Kostenfaktor, wenn auch derzeit ein externer.

Preisvergleiche können derart unsinnig angestellt werden,
wie dies der K-Tipp jeweils tut. Es gäbe auch einen ganz anderen Weg, damit
verbunden eine echte Weiterbildung der Bevölkerung:

Gesucht ist ein Warenkorb, der mit möglichst wenig Geld

  • Lebensmittel einkauft, die den modernen Erkenntnissen gesunder Ernährung entsprechen,
  • regionale und saisonale Kriterien berücksichtigt,
  • eine naturnahe Landwirtschaft fördert,
  • tiergerechte Haltungs-, Schlacht- und Fangmethoden unterstützt,
  • soziale Aspekte (Gerechtigkeit, Solidarität) in der gesamten Kette der
    Nahrungsmittel-Produktion und -verteilung einbezieht.

Spannend als Teilauswertung eines solchen Warenkorbes wäre
sicher auch die Aussage, wie viele derartige Produkte in den einzelnen Läden
gekauft werden können.

Wer Preisvergleiche von Lebensmitteln (nicht einfach von
Nahrungsmitteln) anstellen will, muss sich der Verantwortung bewusst sein, die
mit den inhaltlichen Aussagen (damit ist nicht die Preisdifferenz gemeint) verbunden
sind. Preisvergleiche sind nicht einfach ein heiteres Einkaufsvergnügen,
sondern ernsthafte Arbeit. Den Anforderungen an eine verantwortungsbewusste
KonsumentInnen-Information vermag der K-Tipp-Preisvergleich mit Sicherheit nicht
zu genügen!