Wie immer ohne Gewähr

Am 6. November hat der Bundesrat „Vorschläge für geologisch geeignete Standortregionen zur Lagerung der radioaktiven Abfälle“ vorgelegt. Obwohl bereits 1978 ein Nachweis für die sichere Lagerung insbesondere von Atommüll aus Atomkraftwerken verlangt wurde, ist die Sache – wie beim Lotto – nach wie vor „wie immer ohne Gewähr“.

Atomenergie ist schlicht unnötig – wer etwas anderes behauptet, hat sich die Sache ganz einfach noch nie überlegt (dazu gehört auch der neue amerikanische Präsident Barack Obama – da muss er noch einiges zulegen) – hier mehr dazu.

Wer also nach Atommüll-Lagern sucht, folgt damit einem Sachzwang, welcher eigentlich gar nicht existiert. Selbstverstndlich gibt es auch einzelne Atommüll-Kategorien aus dem Gesundheitsbereich; diese können sicher nicht als Legitimation für den Atommüll aus Kernkraftwerken herangezogen werden.

Atommüll muss über mehrere hunderttausend Jahre sicher gelagert werden können – wobei gesellschaftlich noch kein Einverständnis besteht, was genau unter dieser Sicherheit zu verstehen ist. Mehrere hunderttausend Jahre – die Steinzeit liegt beispielsweise „erst“ 10’000 Jahre zurück.

1978 entstand die Sondermülldeponie Kölliken – in den Unterlagen der SMDK heisst es: Das Konzept, das Pflichtenheft sowie die Einlagerungsbedingungen entsprachen dem damaligen Stand des Wissens und der Technik und konnten, im Vergleich zu damaligen Sondermülldeponien im Ausland (BRD, F), als vorbildlich bezeichnet werden. Bereits 7 Jahre später wurde die Sondermülldeponie geschlossen, bis etwa 2002 wurde die Deponie gesichert, und jetzt sind umfangreiche und gefährliche Arbeiten im Gang, die Sondermülldeponie wird noch erhebliche Mittel beanspruchen, um in einen für Mensch und Umwelt ungefährlichen Zustand gebracht zu werden. Immer mit dem Hintergrund: Auch in der Zukunft können neue Erkenntnisse zu gänzlich anderen Schlussfolgerungen führen, was erneut ein Umdenken erfordert und mit eventuellen hohen Folgekosten verbunden sein kann. Oder mit anderen Worten: nicht einmal für „klassischen“ Sondermüll kann die Gewähr abgegeben werden, dass eine sichere Deponierung möglich ist. 1978, das war vor dreissig Jahren! Und da behauptet der Bundesrat, behauptet die Wissenschaft, es sei möglich, Atommüll sicher zu lagern? Sorry, aber da kommt bestenfalls mangelnde Lernfähigkeit zum Ausdruck. Und es leibt: Wie immer ohne Gewähr!

Die Konsequenzen daraus:

  • als erster Schritt sind sämtliche Arbeiten zur Suche eines sogenannt sicheren „Endlager-Standortes“ zu beenden.
  • Da Atomkraftwerke unnötig sind, sind diese raschmöglichst zu schliessen – dann entstehen keine weiteren Sachzwänge mehr.
  • Wer vorausdenkt, kann bereits heute dafür sorgen, den Atommüll deutlich zu vermindern: durch den Kauf von z.B. nach naturemade star zertifiziertem Oekostrom, Details beispielsweise bei www.topten.ch.
    Ebenso ist es in den meisten Haushalten nach wie vor möglich, den Strom effizienter zu nutzen. Details dazu: z.B. der Uralt-Stromverbrauchsrechner von umweltnetz.ch oder energybox.ch.
    Es ist also möglich, bereits heute in einem doppelt atomstromfreien Haushalt zu leben, sowohl durch die Wahl der Stromqualität als auch durch die Umsetzung von Strom-Effizienzmassnahmen!
  • Da davon auszugehen ist, dass die „Endlagerung“ von Atommüll während Jahrhunderttausenden nicht möglich ist, sind neue Konzepte zu suchen. Eines davon: der frühere Militärflugplatz Dübendorf nimmt den Atommüll auf. Und zwar auf den Start- und Landepisten, minimal überdacht. Die Mitarbeiter des Flughafenareals erhalten eine neue Aufgabe: sie werden zu HüterInnen des Atommülls, im Stile einer früheren Priesterkultur. Sie erhalten die Verpflichtung, den Atommüll auf das sorgfältigste zu überwachen und dafür zu sorgen, dass die Verantwortung dazu immer an eine nachfolgende Generation übertragen wird. Ebenso haben sie dafür zu sorgen, dass zum Beispiel durch Legendenbildung die Risiken und Gefahren des Atommülls in die Legenden und Geschichten überführt werden. So dürfte die beste Gewähr dafür geboten sein, dass zukünftige Generationen in geeigneter Form darüber in Kenntnis gesetzt werden, welche Dummheiten frühere Gesellschaften mit ihrer Zukunft gemacht haben.

Atomenergie ist nicht gesellschaftsverträglich. Dies zeigen nicht nur die Diskussionen um die Lagerung von Atommüll (ein Schelm ist, wer in diesem Zusammenhang vom St.-Florian-Prinzip spricht), sondern auch die Demonstrationen mit den unglaublichen Polizeiaufgeboten rund um die Castor-Atommülltransporte von Frankreich nach Deutschland (zum Beispiel vom 8./9.11.08) oder die internationalen Konflikte um die iranische Atompolitik.