Die Effizienz nicht vergessen

200 Millionen Franken kann das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich bis 2014 in die Windkraft investieren – sicher eine gute Sache. Gleichzeitig soll auch in Geothermie und Photovoltaik investiert werden. Es ist zu hoffen, dass bei dieser Investiererei in schöne neue Technologien sowohl die Effizienz wie die Suffizienz nicht vergessen gehen.

Mit etwas über 80 Prozent haben die Stimmberechtigten der Windvorlage zugestimmt (hier zu den Details in der Abstimmungszeitung) – gleichzeitig wurde dem privaten Gestaltungsplan Edisonstrasse in Zürich Oerlikon zwar immer noch deutlich, aber „nur“ noch mit 69.3 % zugestimmt. Dabei ist eines klar: die schönen neuen Technologien sind zwar wichtig, aber die Gebäude auf Stadtgebiet müssen in erheblichem Umfang erneuert werden, sowohl durch Ersatzneubauten wie beim privaten Gestaltungsplan Edisonstrasse, aber auch durch umfassende Erneuerungen bei sämtlichen übrigen Gebäuden, wenn die 2000-Watt-Gesellschaft realisiert werden soll (und auch dies möchten ja die Stimmberechtigten!). Wenn der bisherige Geschäftsleiter des Mieterverbandes Zürich Niklaus Scherr die Wichtigkeit des „weniger Platz brauchen“ betont – die pro Person beanspruchte Fläche soll sicher nicht mehr zunehmen, sondern besser deutlich abnehmen -, so ist diese Forderung selbstverständlich von zentraler Bedeutung für die Zukunftsfähigkeit der Gesellschaft, siehe die Diskussion über den ökologischen Fussabdruck. Gleichzeitig, also nicht „oder„, sondern „UND“ ist es dringend nötig, auch die energetische Qualität der Bauten deutlich zu verbessern. Eine Verbrauchsminderung um den Faktor 3 ist bei den Bauten, die vor der Heizölpreiskrise Mitte der 70er-Jahre erstellt wurden, ohne Probleme beim nächsten grösseren Umbauschritt möglich. Wenn Niggi Scherr polemisierend festhält: „Der Ökologiediskurs wird mehrheitlich von Leuten entwickelt, die in einer Eigenheimwelt leben und sich ihr ökologisches Paradies aus Pellet-Heizung und Wärmepumpen bauen„, so mag dies in Einzelfällen zutreffen. Aber gerade die an Ökologie interessierten StadtbewohnerInnen, die in diesem „Business“ beschäftigt sind, stellen fest: es wird zu wenig erneuert an Bauten, die heutigen Zürcherinnen und Zürcher betreiben mit ihrer Wohnnutzungs- und -baupolitik Substanzverzehr. Und das gilt nicht nur in Zürich!

Der Winterthurer Stadtrat hat den Gebäudebestand untersuchen lassen, und kommt zu folgenden Schlüssen:

  • Fast ein Drittel der Wohnungen in Winterthur ist älter als 30 Jahre und in diesem Zeitraum nicht renoviert worden.
  • Die Wohnungen genügen damit den gängigen Wohnbedürfnissen kaum mehr. Zu den Folgen gehören negative soziale Auswirkungen und ein hoher Energieverbrauch.
  • Auch aus umweltpolitischen Gründen sind Sanierungen im Gebäudebereich voranzutreiben. Verbesserte Wärmedämmung und Anpassungen des Heizsystems leisten einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Reduktion der damit verbundenen Emissionen sowie der Wohnkosten.
  • Die Sanierung von Wohnungen führt in der Regel zu keinen völlig neuen Mieterschafts- und Preissegmenten.
  • Insgesamt betreffen tief greifende Eingriffe bis hin zu Abbruch und Neubau nur einen Bruchteil des Wohnungsbestands, so dass genügend günstiger Wohnraum in der Stadt erhalten bleibt.

Dies heisst also: Wer A sagt zu Strom aus Windkraft, muss auch B sagen zu einer Verminderung der Wohnfläche pro Person und einer deutlichen Steigerung der Energieeffizienz (selbstverständlich auch hier bei gleichzeitiger Nutzung erneuerbarer Energien)!


Der wie immer schlecht informierte Vielleserbriefschreiber Heinrich Frei wertet wie immer seine an und für sich bedenkenswerten Gedanken mit falschen Aussagen unrettbar ab. Auch er unterstützt den im Sinne dieses Beitrags gehaltenen Kommentar aus dem Tages-Anzeiger vom 18.5.09 mit dem Titel „Grüner Ablass“ – allerdings mit der falschen Behauptung, der Rasen im Stadion Letzigrund werde elektrisch beheizt. Ein ganzjährig bespielbarer Rasen gehört unterdessen zu den Anforderungen eines FIFA- und UEFA-tauglichen Stadions, ob dies der Stadt Zürich gefällt oder nicht. Und diese FIFA- und UEFA-Vorgabe wird im Letzigrund-Stadion nachweislich mit einer Holzpelletsanlage abgedeckt, und nicht mit einer Elektrorasenheizung (siehe zum Beispiel in einer Publikation von Grün Stadt Zürich). Sorry, Herr Frei, die Abklärung von Fakten gehört zwingend zu den Pflichten eines Leserbriefschreibers, auch eines Vielschreibers. Fazit: Ihnen kann man gar nichts mehr glauben! Eine ganz einfache Google-Suche mit den Suchbegriffen „rasenheizung“, „letzigrund“ und „strom“ hätte mit Null Aufwand zu diversen Quellen geführt, die die Tatsache der Pelletsheizung belegen!

Rasenheizung ja oder nein? Da braucht es wohl zuerst einen Gesinnungswandel bei den Fussballgöttern wie z.B. Sepp Blatter. Ein UEFA-Cupspiel vor Weihnachten in Mitteleuropa ist etwa gleich unökologisch wie Spargeln aus Südamerika in Mitteleuropa kurz nach Weihnachten! Hier wie dort: wahrscheinlich müsste für eine Veränderung sowohl beim Sport wie bei der Ernährung die Gier durch Vernunft ersetzt werden.


Erste Fassung 17.5.09

Aus 2kwblog.umweltnetz.ch

Ein Gedanke zu „Die Effizienz nicht vergessen“

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