Wirksamste Veloförderung: weniger Autoverkehr!

Alltags-Velofahren ist mit Sicherheit eine nachhaltige Fortbewegungsart. Die verstärkte Velonutzung im Alltag wird durch zwei Dinge eingeschränkt: den massiv übermässigen Strassenverkehr – und das nicht velogerechte Infrastrukturangebot. Der Regierungsrat des Kantons Zürich weigert sich, für die – auch schon als dringlich bezeichnete – Verbesserung der Veloinfrastruktur verpflichtende Mindestausgaben vorzusehen, und lanciert stattdessen ein zaghaftes Veloförderungsprogramm. Dabei ist die Situation klipp und klar: Veloförderung heisst weniger Autoverkehr!

665751 Personenwagen gab es im Jahr 2008 im Kanton Zürich. Gemäss Mikrozensus Verkehr 2005 fährt ein solches Fahrzeug 12580 Kilometer pro Jahr, somit fahren die Autos der BewohnerInnen des Kantons Zürich rund 8.4 Mia Kilometer pro Jahr. Gemäss TCS kostet ein Kilometer Autofahrt mit einem typischen Auto etwa 90 Rappen. Das Autofahren kostet die ZürcherInnen und Zürcher somit etwa 7.5 Mia Franken jährlich.

Allgemein anerkannt ist, dass definitiv zu viel Auto gefahren wird. Ziel – sowohl z.B. aus Lärmschutz-, Luftreinhaltungs-, Klimaschutz- und Sicherheitsgründen – könnte beispielsweise sein, den Autoverkehr um drei Prozent pro Jahr zu vermindern. Dadurch ergeben sich 230 Millionen Franken weniger Verkehrsausgaben, so quasi der Umsatz der Verkehrspolitik. Solche Veränderungen lassen sich nur mit kräftigem Marketing erreichen. Red Bull beispielsweise gibt dreissig Prozent des Umsatzes für Marketingzwecke aus – für die Zwecke der Verkehrsverminderung müssten somit pro Jahr rund 68 Mio Franken allein im Kanton Zürich ausgegeben werden.

Die jährlich zwei Millionen Franken, welche der Kanton Zürich für das Velo-Marketing ausgeben will, stellen rund 3 % des Weniger-Autofahren-Marketings dar: eine typisch zürcherische Alibiübung also.

Einen 20-Mio-Rahmenkredit für 10 Jahre beantragt der Regierungsrat. Das ist soweit ok – nur einfach viel zu wenig Geld.

Eine externe BYPAD-Zertifizierung erachtet das Velowegnetz als sehr gut – aus der Alltagserfahrung ist mir einfach nicht klar, wo genau dieses sehr gute Velowegnetz zu finden ist. Auf jeden Fall: Dort, wo ich ausserhalb der Stadt Zürich und ausserhalb von Velolandrouten meine Velowege suchen muss, kann ich diese BYPAD-Einschätzung bestenfalls als sarkastischen Scherz interpretieren.

Wie ehrlich es die Regierung mit der Veloförderung tatsächlich meint, zeigt sich in der zweiten, gleichzeitig verabschiedeten Vorlage: der Zürcher Regierungsrat lehnt mit mehr als fadenscheinigen Argumenten eine Verpflichtung ab, jährlich (mindestens) 20 Mio Franken in die Verbesserung des Infrastukturangebotes für Velofahrende zu investieren. Klar ist: wenn der Kanton wirklich wollte und die entsprechenden Prioritäten – weg von der Autoverkehrsförderung hin zu einer nachhaltigen Mobilität – gesetzt würde, wäre es auch kein Problem, 40 und mehr Millionen Franken pro Jahr für das Velo auszugeben. Aber eben: diese Prioritätensetzung ist von der SVP geführten Volkswirtschaftsdirektion nicht zu erwarten, und die SVP-FDP-Mehrheit im Zürcher Regierungsrat hält an der irrationalen Autofixiertheit ihrer Politik gegen besseres Wissen fest. Darum bleibt die Veloförderung im Kanton Zürich Flick- und Stückwerk, da wird auch der Rahmenkredit in den nächsten 10 Jahren nicht viel ändern können.

P.S. Das Wetter ist kein Argument gegen das Velofahren – schliesslich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung. Auch die Topografie nicht: wenns sein muss, lässt sich das Velo fast überall im ÖV mitnehmen.

4 Gedanken zu „Wirksamste Veloförderung: weniger Autoverkehr!“

  1. 99 von 100 Velowege sind eine Fehlkonstruktion. Stehen am falschen Ort, sind zu schmal und zu weit Abseits von der Strasse.
    Der schönste Veloweg nützt nichts, wenn er von Glassplitter übersät ist und Winter nicht geräumt wird.
    Solange nateltelefoniernde Mütter ihre Kinderwägen quer auf den Veloweg stellen, erübrigt es sich Velowege zu benutzen.
    Autos die Vortrittsregeln missachten sind ein anderes Kapitel. In dieser Frage ist wohl Rita Führer die Expertin.
    Meiner Meinung nach sollte der Bau von Velowegen, unverzüglich eingestellt werden. Die Strassen breiter zu machen und den Autofahrern das Blenden zu verbieten, würde reichen.
    Was braucht es Velowege, wenn die Verkehrsteilnehmer sich nicht an die Verkehrsregeln halten?
    Bevor nur ein Quadratzentimeter mehr Veloweg geteert wird, braucht es mehr Polizei, die für Recht und Ordnung auf den Verkehrswegen sorgt.
    Sobald der Mensch ist Auto steigt oder sich auf ein Velo schwingt, setzt der Verstand aus. Da über die Selbstverantwortung nichts zu erreichen ist, muss leider Zwang angewendet werden.

  2. Ich wünsche all denen Umweltterroristen, dass bei einem Notfall in ihren Familien statt
    einem ideologisch verhassten
    Ambulance, ein Veloriksa vorfährt!
    Wenn kein Stutz vorhanden ist, sollen die weiter Velo fahren.
    Das Auto wird und bleibt immer stärker auch gegen verwirtrte
    Ideologen!

  3. Abgesehen davon, dass allein der Begriff des Umweltterroristen völlig daneben und absolut unbegründet ist, @Karl Schneider liest nicht einmal. Es geht nicht um KEIN Auto, sondern um viel weniger – im übrigen gerade darum, damit für Ambulanzfahrzeuge u.ä. genügend Platz vorhanden ist.

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