Vom Erwachen im Schlaraffenland

Das Schlaraffenland gibts nur im Märchen – ein Land, in dem der Faulste König wird. Die reichen Länder dieser Erde haben einen übermässig grossen Fussabdruck – die Menschen beanspruchen (unverdient) mehr von der Erde, als ihnen zusteht – das entspricht schon fast den märchenhaften Vorstellungen des Schlaraffenlandes. Nur: bewusst oder unbewusst wissen die meisten Menschen, dass es auf Dauer nicht gut gehen kann, dermassen massiv über die Verhältnisse zu leben. Immer wieder wird versucht, von der Schlaraffenart des ökologisch übergrossen Fussabdrucks abzulenken, zum Beispiel mit Forderungen der Beschränkung der Einwanderung – dies ist nicht zwingend fremdenfeindlich, hat aber schlicht nichts mit der Realität zu tun.

Der erste wirklich brauchbare Beitrag des nicht wirklich nötigen Tamedia-Produkts Politblog stammt von grünen Nationalrat Bastien Girod: Was macht die Schönheit der Schweiz aus? Er beschäftigt sich mit den realen Politaussagen der $VP, die sich allerdings als Fiktion – also Märchen – entpuppen.

Es ist festzuhalten: der durchschnittliche Lebensstil der SchweizerInnen ist nicht nachhaltig, geht also zu Lasten von Menschen in anderen Weltgegenden, geht zu Lasten von zukünftigen Generationen. Die meisten Indikatoren, die das Mass ökologischer Belastungen beschreiben (zum Beispiel die Wohn, nehmen pro Kopf deutlich schneller zu als die Bevölkerung der Schweiz. Reiche Länder waren zudem schon immer Einwanderungsländer, nicht zuletzt deshalb, weil wegen der Veränderung der Sozialstruktur insbesondere Hilfskräfte für schlecht bezahlte manuelle Arbeiten, etwa in der Landwirtschaft, im Inland gar nicht zu finden sind. Und gerade relativ kleine Länder wie die Schweiz (die sich zudem den Luxus der Viersprachigkeit leistet), sind zwingend auf den Austausch auf verschiedenen Ebenen mit dem „Ausland“ angewiesen. Nicht vergessen werden darf dabei, dass die Schweiz in früheren Zeiten auch ökonomisch davon profitiert hat, phasenweise Auswanderungsland zu sein …

Festzuhalten ist auch der Unsinn der aktuellen Wirtschaftsförderungs- und Steueroptimierungspolitik der Schweiz. Gerade im Hinblick auf eine nachhaltige Entwicklung ist es nicht nachvollziehbar, warum beispielsweise die Firma Transocean ihren Sitz in der Schweiz hat. Erwachen im Schlaraffenland bedeutet für die schweizerische Wirtschaftspolitik, dass prioritär oder gar ausschliesslich Firmen mit nachweislich nachhaltigem Profil gefordert sind …

Gibt es „Grenzen des Wachstums“ für die globale Bevölkerung, für die Bevölkerung eines Landes, etwa der Schweiz? Weil der Overshoot Day – der Tag, an dem die lebenden Menschen das konsumiert haben, was die Erde innerhalb eines Jahres nachhaltig bereitstellen kann – bereits im August erfolgt, sind global betrachtet die Grenzen bereits überschritten. Wie vielen Menschen die Erde ein gutes Leben ermöglichen kann, hängt ganz einfach von den Ansprüchen dieser Menschen ab. Derzeit sind diese massiv zu hoch. Vor allem zu beachten: diese Ansprüche sind alles andere als gerecht verteilt über diesen Planeten! Klar ist: eine Wegwerfgesellschaft ist nicht zukunftsfähig, gefordert ist eine Wirtschaftsweise, die „Cradle to Cradle“ – von der Wiege zur Wiege -, umsetzt.

Wer sich gegen die Schweiz als Einwanderungsland wehrt, ohne gleichzeitig dafür zu sorgen, dass der ökologische Fussabdruck der SchweizerInnen kleiner wird, verhält sich gleichzeitig fremdenfeindlich und zechprellerisch (das ist Entsprechung von „Schlaraffenland“ in der realen Welt)! Gefordert sind auch in der Schweiz kompakte, auf die zu Fuss gehenden ausgerichtete Ökostädte mit Ökoquartieren!

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