Strassenverkehr und Klimaschutz: Eine unendliche Geschichte

Eine gewichtige Quelle des übermässigen Ausstosses von Treibhausgasen ist der motorisierte Strassenverkehr – Benzin, Diesel und Gas eignen sich aus verschiedenen Gründen nicht als Antriebsenergie für Fahrzeuge. Weniger Strassenverkehr ist die prioritäre Handlungsebene (was nicht gleichzusetzen ist mit weniger Mobilität, diese findet bekanntlich in erster Linie im Kopf statt).

Audi und Blick haben wieder mal für ein laues Lüftchen gesorgt in dieser Diskussion, tatkräftig unterstützt von den Grünliberalen.

Die Geschichte dazu: Audi möchte um jeden Preis den längst museumsreifen Verbrennungsmotor erhalten. Dazu soll Treibstoff aus erneuerbaren Ressourcen hergestellt werden. Das tönt bei Blick so: Aus Wasser und Strom lässt sich mittels Elektrolyse Wasserstoff herstellen. Wird dieser mit CO2 angereichert, lässt sich künstlicher Treibstoff gewinnen. Und weiter: In der Vergangenheit scheiterte die Anwendung daran, dass die Produktion von Wasserstoff mehr Energie verschlingt, als die Verbrennung abgibt. Mit der Stromschwemme in Europa hat sich dieses Problem verflüchtigt.

Offenbar ist in sehr kurzer Zeit aus der Stromlücke eine Stromschwemme geworden – was aber noch lange nicht heisst, dass es sinnvoll ist, mit dieser behaupteten Schwemme verschwenderisch umzugehen. Die in Benzin oder Diesel enthaltene Energie wird im Verbrennungsmotor zu höchstens 20 Prozent in Antriebsenergie umgewandelt. Sollte der künstliche Wasser-Strom-CO2-Treibstoff tatsächlich zur Anwendung kommen, dürfte der Wirkungsgrad dieser Kette deutlich unter 10 Prozent liegen. Also klar nicht zukunftsfähig.

Elektrofahrzeuge sind da deutlich besser unterwegs, mit bereits realisierten und absehbaren massiven Verbesserungen in den Fahrzeug- und Speichertechnologien, auch im Bezug auf den Einsatz von Ressourcen wie etwa seltenen Erden. Ohne Einschränkungen kann der Elektroantrieb von Fahrzeugen als zukunftsgerichtet gelten. Allerdings: Gerade in der Schweiz ist der Elektroantrieb bereits Realität, nämlich beim öffentlichen Verkehr, insbesondere beim schienengebundenen öffentlichen Verkehr. Für längere Fahrten ist wenn immer möglich der öffentliche Verkehr zu bevorzugen.

Die Tesla-Fahrzeuge sind zwar aus Sicht der Technologie-Entwicklung von Interesse. Es ist allerdings offen, ob die zukünftigen Verkehrserfordernisse derart grosse und schwere Fahrzeuge mit sehr grossen Reichweiten erforderlich machen.

Künstlicher Treibstoff aus Wasser, Strom und CO2 ist also unter keiner Überlegung sinnvoll – dass sich VertreterInnen des Verbrennungsmotors-Nostalgikers Audi für diesen Treibstoff interessieren, ist knapp nachvollziehbar. Völlig unverständlich ist es, wenn sich Politiker der Grünliberalen auf die Palme bringen lassen (indirektes Zitat aus Blick), wenn die offizielle Schweiz keine Freude an dieser Sackgassen-Technologie hat.