Neues ermöglichen

„Der Zweck des Heimatschutzes ist nicht nur das Einstehen für den Schutz und die Erhaltung der überlieferten Bausubstanz, sondern auch die Förderung einer neuen, guten Bauweise.“ Dies schreibt Marcel Knörr, Präsident des Zürcher Heimatschutzes ZVH, in einer Reaktion auf einen Artikel des Tages-Anzeigers, in welchem aus heimatschützerischen Gründen Widerstand gegen die von der Baugenossenschaft Zurlinden geplante 2000-Watt-Gesellschaft-Siedlung „Sihlbogen“ in Zürich Leimbach angemeldet wird.

Wer sich eigenverantwortlich klimaschützend verhalten will, erlebt regelmässig Überraschungen, wenn es um die Realisierung von zukunftsgerichteten Energie-Massnahmen an Bauten geht. Sowohl Private wie einzelne Amtsstellen melden regelmässig Vorbehalte zum Beispiel gegen Minergie-P-Ersatzneubauten oder Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie an. Da kommt regelmässig der Eindruck auf, dass sowohl Heimatschutz wie Denkmalschutzbehörden den Ernst der Lage im Bezug auf den Klimawandel nicht verstanden haben.

Weil nach wie vor ein Teil der Umwelt durch Innenwelt ersetzt wird, steigt der durchschnittliche Flächenbedarf pro Person nach wie vor an. Da Boden nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, müssen zwingend auf bereits überbauten Flächen Verdichtungen erfolgen. Wenn dabei eingestandenermassen idyllische Einzelobjekte und Ensembles erhalten werden sollen, steigt dafür der Druck anderswo, noch weitergehende Verdichtungen zu realisieren. Selbst wenn es gelingen sollte, den Flächenbedarf pro Person zu vermindern: es wird auch zukünftig nötig sein, überlieferte Bausubstanz abzubrechen respektive rückzubauen – und eine neue, gute Bauweise zu realisieren!

Die aktuelle Dominanz der fossilen Energieträger Heizöl und Erdgas für die Beheizung und die Wassererwärmung verlangt in Zukunft eine deutlich verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien. Bei Wohnbauten sind auf allen geeigneten Dachflächen – Flachdächer und von Südost über Süd bis Südwest orientierte Schrägdächer – Sonnenkollektoren für die Wasservorwärmung zu installieren. Die verbleibenden Dachflächen sind zur Steigerung des Anteils erneuerbarer Energien bei der Stromproduktion mit Solarzellen zu versehen. In der 2000-Watt-Gesellschaft werden somit Dächer zu solaren Ernteflächen – eine neue Funktion. Sowohl Heimat- und DenkmalschützerInnen als auch Bauherrschaften und Planende sind gefordert, kreative Ideen für gute Bauweisen zu suchen, die sowohl den Schutzabsichten als auch den energiepolitischen Herausforderungen entsprechen.

Aus 2kwblog.umweltnetz.ch