Keine Lust auf Null-Bike – #Sharing?

Eines der Sommerthemen in Zürich: oBike oder eben Null-Bike. Eine grosse Zahl kleiner und qualitativ schlecht gemachter oranger Free-Flow-Velos waren überall auf Stadtgebiet zu sehen, vor allem an den so oder so knappen Veloabstellplätzen. Was ist davon zu halten?

oBike ist ein nicht von der Stadt Zürich oder ihren BewohnerInnen verantwortetes Sharing-Economy-Experiment. Dies zeigen auch die Reaktionen der Zürcherinnen und Zürcher auf diese Null-Bikes.

Mobility ist ein erfolgreiches Angebot für das Sharing von Autos. Weil bewusstes Verkehrsverhalten ein eigenes Auto direkt vor der Haustür nicht erfordert, funktioniert dieses Konzept, unter anderem auch darum, weil im Mobility-Angebot marktübliche Autos angeboten werden.

oBikes sind aus velotechnischer Sicht schlechte Velos. Sie erfüllen diverse Anforderungen an ein gutes Velo nicht. An den Körper angepasste Grösse, ergonomische Benutzbarkeit, langlebige Komponenten, hoher Sicherheitsstandard – dies dürften etwa die Anforderungen sein an ein Velo, welches von den Nutzenden als Verkehrsmittel betrachtet wird. Velo als Verkehrsmittel bedeutet, dass das Velo regelmässig für Fahrten auf Stadtgebiet genutzt werden, inklusive Fahrten ausserhalb des oberen Limmattales, also des eher flachen Stadtgebietes.

Velo als Verkehrsmittel, damit ist auch eine schwierige Frage verbunden: Gibt es so etwas wie eine gute Unterwegsgeschwindigkeit? Ich bezeichne mich als legalen Velofahrer, welcher die den Verkehr betreffenden gesetzlichen Bestimmungen möglichst einhält. Trotzdem möchte ich meine Zielorte zügig erreichen, schliesslich ist ja das Velo ein intelligentes Verkehrsmittel. Sowohl Infrastruktur als auch ein Teil der Velofahrenden sehen dies anders: Veloschlendern oder Spazierfahren ist durchaus üblich. Parallel zu den Fragen rund um das Sharing von Velos kommt jene von der allgemein anerkannten Unterwegsgeschwindkeit dazu.

Mir ist aufgefallen, dass ich bis anhin deutlich weniger oBike fahrend gesehen habe als transportiert auf den Ladebrücken von ERZ-Fahrzeugen. Private Velos sind in erster Linie Stehzeuge, ich selber bin an einem üblichen Arbeitstag typischerweise eine Stunde mit dem Velo unterwegs. Es stellt sich die dringend zu diskutierende Frage, ob es zukünftig ein Nebeneinander von persönlichen Velos und Sharing-Velos gibt oder ob längerfristig generell auf das Sharing-Konzept zu setzen wäre, auch hier mit unterschiedlichen Velotypen vom Elektrokike wie Smide bis hin zu den gesharten Cargo-Bikes.

Free-Floating-System oder eine beschränkte Zahl von Abstellstandorten für technisch/ergonomisch gute Sharing-Velos: dies wird zukünftig zu prüfen sein.

Bereits klar ist für mich: bei Sharing-Konzepten für Velos muss die velotechnische Qualität im Vordergrund stehen.