ich, du, sie/er, wir, ihr, sie Umweltkiller

Der Bericht Umwelt Schweiz 2011 des Bundesamtes für Umwelt legt der Schweizerischen Gesellschaft in schonungsloser Offenheit dar, wie es um meinen, deinen, seinen, unseren, euren, ihren Lebensraum – die Umwelt – steht: bei allem Zweck-Optimismus ist der Stand schlecht, und die Aussichten sind noch schlechter. Nun handelt es sich dabei nicht um eine neue Erkenntnis – es ist schon lange klar, dass auch die SchweizerInnen deutlich über die Verhältnisse leben, dass der im Mittel von den SchweizerInnen gepflegte und geschätzte Lebensstil nicht nachhaltig ist, also zu Lasten von Menschen in anderen Weltregionen und zu Lasten von Menschen in zukünftigen Generationen geht. Auch die SchweizerInnen leben vom Kapital, statt sich mit dem Zinsertrag ihres Lebensraumes zufrieden zu geben. Die Zukunftsdevise heisst: WENIGER!

Ich muss als hartnäckiger Optimist gestehen, dass ich jedes Mal einige Zeit brauche, um mich von den sich wiederholenden Negativ-Botschaften zu erholen. Zur Erholung trägt bei, dass ich davon ausgehe, dass es Möglichkeiten gibt, in der alle, sowohl als Einzelperson als auch als Gesamtgesellschaft, Einfluss auf die Qualität des Lebensraumes nehmen können.

Ich stelle immer wieder fest, dass unserer Gesellschaft die gemeinsamen Ziele, die „Global Goals“, fehlen – die pluralistische Multi-Kulti-Gesellschaft besteht aus einem wirren Haufen von VertreterInnen von überwiegend egoistischen Einzel- und/oder Gruppeninteressen. Es scheint, als wäre die regelmässige Zunahme des BIP pro Person das einzig mehrheitsfähige Allgemeininteresse – wobei es schon beim Gültigkeitsraum (national, kontinental oder global) mit der Einigkeit vorbei ist. Als Hinweise: das BIP ist zynischUeberlegungen zu Gemeinschaftsinteressen über das BIP hinaus sind Nobelpreis-würdig (Ostrom), im Gegensatz zu gruppenegoistischen Ansätzen (Sinn). Immerhin: BIP und mehr wird diskutiert!

Mit Energieeffizienz und Ressourceneffizienz ist einiges zu erreichen – eine nach-fossile und nach-nukleare Energieversorgung ist sicher realisierbar. Im Wege steht dabei der Rebound- oder gar Backfire-Effekt: weil der Raumkomfort im Minergie-P-Haus mit weniger Energieaufwand zu haben ist, steigen dafür die Raumtemperaturen während des Winters deutlich an – dank den Effizienzfortschritten im Bauwesen werden die zunehmenden Wohnflächenansprüche erleichtert – die kleinen, hocheffizienten LED-Lämpchen verführen zu neuen, nicht immer einsichtigen Beleuchtungsideen – der effiziente und kostengünstige öffentliche Verkehr lädt zu immer längeren Pendelstrecken für die tägliche Fahrten zwischen Wohn- und Arbeitsort ein.

Energieeffizienz-Massnahmen in allen Lebensbereichen sind ohne Frage zweckmässig, ebenso der Einsatz erneuerbarer Energien. Weil der ökologische Fussabdruck auch der SchweizerInnen derart übermässig gross ist, aber auch zur Vermeidung von Rebound- und Backfire-Effekten, also zur Verhinderung, dass ökologische Nutzen aus Effizienzfortschritten und der Nutzung erneuerbarer Energien durch die höheren Ansprüche teil- oder gar überkompensiert werden, muss „WENIGER“ zwingender Bestandteil der Gesellschaftspolitik werden. LOVOSLifestyle of Voluntary Simplicity – gehört mit Sicherheit in den Katalog der „Global Goals“. ALs ein Aspekt davon ist das bedingungslose Grundeinkommen für alle anzustreben.

Nun könnte man einwenden, die Menschheit habe noch immer Lösungen für (scheinbar?) ausweglose Situationen gefunden. Festzuhalten ist dabei, dass diese „Auswege“ in der überwiegenden Zahl der Fälle sehr schnell zu anderen Problemen geführt haben. Zudem zeigt sich seit Mitte der 80er-Jahre des letzten Jahrhunderts, dass die Gesamtansprüche der Menschheit die Angebotsmöglichkeiten des Raumschiffs Erde überschritten haben, Stichwort Earth Overshoot Day. Bei immer mehr Indikatoren der globalen Entwicklung ergeben sich Warnhinweise – die Lösungen für die ausweglosen Situationen sind also bereits erforderlich. Am Beispiel Mensch gemachter Klimawandel: dieser Klimawandel findet bereits statt, auch wenn kaum jedes Sommergewitter ein Hinweis darauf ist – es geht darum, diesen Mensch gemachten Klimawandel auf ein Mass zu begrenzen, das für die auf der Erde lebenden Menschen erträglich ist.

Der Bericht Umwelt Schweiz 2011 ist somit eine weitere Einladung an mich, dich, ihn, sie, uns, euch, sie, Beiträge dafür zu leisten, dass der Lebensraum auch in Zukunft das Leben nicht nur der Menschheit ermöglicht.


In Umfragen wird immer wieder festgestellt, dass die Mehrheit der Befragten der Ansicht ist, mehr zu tun für den Schutz der Umwelt als der Durchschnitt. Als Beitrag zur Überwindung dieser Unlogik: ermitteln Sie ihren persönlichen ökologischen Fussabdruck, ihre persönliche Energie- und Treibhausgasbilanz. Zu beachten dabei: die so rasch als möglich zu erreichenden Ziele liegen nicht beim jeweils ausgewiesenen Mittelwert, sondern um Faktoren drei bis fünf tiefer!