Harter Abschied von der Verschwendung

Abfall – Velo – Konsum: an drei tagesaktuellen Beispielen illustriert die öffentliche Meinung, wie schwer sie sich mit dem Abschied von der Verschwendung tut. Das Wegkommen vom übergrossen ökologischen Fussabdruck ist tatsächlich ein harter Prozess.

Was ist besser: den (Haushalt-)Abfall einigermassen grob in drei Container zu schmeissen, deren Inhalt mit viel Technik und Aufwand manuell oder maschinell in weiterverwertbare Stoffe sortiert werden muss – oder den Abfall getrennt zu sammeln und der entsprechenden gezielten Weiterverarbeitung zuzuführen? Vorerst sei festgehalten, dass es hier um die Entscheidung zwischen zwei Übeln geht. Denn Abfälle sind Wertstoffe am falschen Ort, besser ist, es gar nicht erst zu Abfällen kommen zu lassen (schon in den 80er-Jahren hiess es: Alu-Sammeln ist gut, Alu (ver)meiden besser.

Diverse Untersuchungen haben immer wieder gezeigt, dass kluge Getrenntsammlungen die deutlich bessere Lösung sind – wer mit einer einzelnen (Glas- oder PET-)Flasche per Auto zum Sammelcontainer und zurück fährt, ist selbst eine Flasche. Gerade bei mittlerem bis grossem Abfallaufkommen ist die Antwort auf die Dilemma-Frage nicht eine ökologisch begründete Argumentation, sondern es geht ausschliesslich um Bequemlichkeit, und vielleicht auch noch ein bisschen um den freien Platz in der und um die Wohnung. Und gelegentlich geht es auch um epochale Fehlentscheide – die Einführung der PET-Flasche dürfte eine der gröbsten ökologischen Dummheiten im Konsumbereich der letzten Jahrzehnte sein! Denn die PET-Flasche ist ein Element der Wegwerfgesellschaft – als identische Flasche kommt die weggeworfene, auch die getrennt gesammelte Flasche nie mehr zurück. Somit ist die Getrenntsammlung, die getrennte „Entsorgung“ ab Haushalt auch ein Bewusstseinsprozess. Wer die Kraut-und-Rüben-Sammlung propagiert, zelebriert Verschwendungskultur. P.S. Dass möglichst bald nicht nur PET-Kunststoffe einem Kunststoffrecycling zugeführt werden, ist geradezu zwingend. Nicht zwingend ist es aber, deswegen aber auf Kraut-und-Rüben-Sammlung umzustellen.


Zürich werde nie eine Velostadt sein, ist nach dem nicht wirklich überraschenden Fazit einer VelofahrerInnen-Befragung zu lösen. Zürich ist auch eine Velostadt, daran ändern selbst vorgefasste Meinungen nichts. Angesichts von Klimawandel und Finanzkrise – gegenwärtig auch in Konfrontation mit der Ölpest im Golf von Mexico – ist es geradezu erschreckend, wie viel Platz dem Auto selbst in Zürich nach wie vor eingeräumt wird. Ist dies wohl eine Spätfolge der Freiheits- respektive Autopartei, oder hängt dies mit dem hohen Anteil SVP- und FDP-Exekutiv- und Legislativmitglieder auf kantonaler Ebene zusammen? Objektiverweise brauchen Autos keine eigene Spur, sie sollen die Tram- und Busspuren mitbenutzen (mit entsprechenden Pförtneranlagen, die dem öffentlichen Verkehr den nötigen Raum verschaffen). Wie das Beispiel flankierende Massnahmen zum Uetliberg-Tunnel zeigt, führen Eingriffe in das Verkehrssystem nur für einige wenige Tage zu etwas mehr Stau; die Autofahrenden sind überraschenderweise extrem lernfähig und begreifen sehr schnell, dass jetzt anderes Verhalten angesagt ist – ausser wahrscheinlich die SVPFDPCVP-PolitikerInnen. Darum braucht es als flankierende Massnahme endlich den (Voll-)Kanton Stadt Zürich! Und dann hat es endlich auch genug Platz für Velospuren. Und wer noch nicht von der Notwendigkeit der Velostadt Zürich überzeugt ist, hier der Erfahrungsbericht eines FDP-Stadtrates! Viel Erfolg beim Aufbau von Muskelkraft und Kondition – mit Helm selbstverständlich …


Lässt sich die Verschwendung vermindern, wenn man einfach alles positiv darstellt? Oder braucht es hie und da auch „Gegen-Positionen“? Eine interessante Frage, die in der F.A.Z. vom 25. Mai 2010 ausgebreitet wird. „Technologiefreundlich und genussorientiert“ wird mit der positiven Sicht der Dinge verbunden. Doch sind es nicht gerade diese Eigenschaften, die zum aktuellen Stand der Verschwendung geführt haben? Die antreibenden Kräfte der Ueberflussgesellschaft sollen mit den genau gleichen Kräften in Schranken gewiesen werden? So sympathisch die „Think Positive“-Haltung ist: lässt sich wirklich ALLES positiv formulieren? Braucht es nicht auch hin und wieder eine klare Gegenposition, auch wenn diese unkomfortabel ist? Oder: Weg von den LOHAS hin zu LOVOS?

Ein Gedanke zu „Harter Abschied von der Verschwendung“

  1. Anderes Beispiel Milchverpackungen:
    Zuerst Milchkesseli, kann Tetrapack, dann Schlauchbeutel, dann PE-Verpackung, jetzt bald wieder nur noch Tetrapack.
    Ob Auswaschen ökologischer ist, weiss ich nicht. Es müsste ja nicht immer mit Trinkwasser erfolgen. Genauso wie duschen, WC spühlen, Kleider waschen etc.
    Wir brauchen kein Trinkwasser in der Wohnung am Wasserhahnen. Besonders wenn die Mehrheit von weit her transportieres Trinkwasser im Laden kauft.
    Vielleicht würden Trinkwasserbrunnen in allen Wohnquartieren reichen, wo man seine PET-Flaschen auffüllen kann.

    Auf jeden Fall ist die Schweiz in Sachen Kunststoffrecycling europäisches Schlusslicht.
    Kunststoff ist für unsere überdimensionierten KVA ein gern genommener weil Gratisbetriebsstoff.
    Vielleicht müssten wir auch den grünen Punkt einführen. Die Wiederverwertung ist jedoch in vielen Ländern mit diesem Logo fragwürdig.
    Ich war letzthin in Norditalien in den Ferien. Bei etwas Aufmerksamkeit beim Einkauf, hatte man keinen Restmüll.

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