Gefriert jetzt dann der Zürichsee? Winter 2010/2011

Nachtrag Dezember 2023: Seegfrörni-Indikator: Kältesummen an den grösseren Zürcher Seen im Winter 2023/24

Alle Jahre wieder die Frage: gefriert jetzt dann der Zürichsee? Auch wenn trotz Informationsgesellschaft Daten besser verfügbar sind als vor Internet-Zeiten: dieses Geschäft bleibt eine Prognose, eine per Definition unsichere Zukunftsaussage!

Auch aus wissenschaftlicher Sicht gilt dieses Thema als Dauerangebot.

Seenahe Meteostationen gibt es einige im Kanton Zürich:

Und so sieht – trotz Medienpublikation bereits am 17.12.2010 – die Entwicklung der Kältesummen an den Zürcher Seen aus:


Anmerkung 12.2.2011: die Vorfrühlingsphase seit etwa Ende Januar 2011 lässt vermuten, dass nicht einmal der Pfäffikersee im Winter 2010/2011 so zufrieren wird, dass er begehbar wird (die Webcam zeigt seit dem 6. Februar 2011 eine dünne Eisschicht). Also keine Bilder wie 2006 – und Geschichten bleiben Geschichten!

Versuchsweise habe ich eine modifizierte Kältesumme ermittelt (dünne Linie in der gleichen Farbe wie die originale Kältesumme): sobald die Aussentemperatur im Tagesmittel über 4 °C steigt, wird die Kältesumme um den diese 4 °C übersteigenden Wert vermindert. Dieses Verfahren reduziert auch die Kältesumme für den Pfäffikersee unter die Gefrierschwelle. Vorläufig ist diese modifizierte Summe eine zu beweisende Hypothese …


Anmerkung 25.1.2011: die erforderliche Kältesumme ist beim Pfäffikersee fast erreicht – die Bilder der Webcam zeigen allerdings nicht mal einen Hauch von Eis auf dem See. Da hat der Schon-Fast-Frühling einen Teil der Kältesumme subtrahiert. Die Beobachtung geht weiter!


Anmerkung 9.1.2011: Aufgrund des schon fast frühlingshaften Wetters seit dem 5./6. Januar und der Langfristwetterprognose für die nächste Woche mit durchgehend Temperaturen über dem Gefrierpunkt machen derzeit prognoseartige Aussagen über eine Seegfrörni beim Pfäffikersee keinen Sinn. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit wärmt sich der Pfäffikersee in dieser Zeit wieder leicht auf (das heisst er verliert einiges an Kältesumme). Eine Nachführung der Kältesummen-Grafik erfolgt erst wieder, wenn die Tagesmitteltemperaturen erneut unter den Gefrierpunkt fallen sollten. P.S. Für Greifensee und Zürichsee wären gewaltige, unvorstellbare Kälteperioden erforderlich für eine Seegfrörni im „Restwinter“ 2010/11.


Hochrechnungen am 1.1.2011: Rund 3/4 der erforderlichen Kältesumme für das Einfrieren des Pfäffikersees sind zwar erreicht. Weil allerdings in den nächsten Tagen das Wetter für winterliche Verhältnisse eher mild ist, und es doch noch zum Beispiel 11 Tage mit einer mittleren Tagestemperatur von -3 °C braucht, verschiebt sich der frühestmögliche Einfrierzeitpunkt nach hinten. Zum Vergleich: im Winter 2005/2006 (dem letzten Seegfrörniwinter am Pfäffikersee) war der November 2 Grad kälter, während die beiden Dezember-Monate exakt die gleiche Durchschnittstemperatur aufwiesen. Ende 2005 lag die Kältesumme 4 Kelvintage tiefer als Ende 2010 – der gefrorene Pfäffikersee wurde am 26.1.2006 für das Betreten freigegeben. Das heisst: die Chancen für eine Seegfrörni am Pfäffikersee im Winter 2010/2011 sind intakt, es braucht dazu allerdings nochmals einiges an Tagen mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt.

Anders am Zürichsee: da braucht es eine Jahrhundertkältewelle für eine Seegfrörni – danach sind es derzeit allerdings noch nicht aus!


Hochrechnungen am 28.12.2010: Wenn sich das Wetter am Pfäffikersee so weiterentwickelt wie in den letzten 31 Tagen, wäre die Gefriergrenze etwa um den 10. Januar 2011 erreicht.

Im Tagesmittel bei höchstens -5.5 °C müsste die Aussentemperatur in Zürich liegen, damit der Zürichsee bis Mitte Februar in die Nähe der Gefriergrenze kommt. Der 26. exakt und 27.12. erfüllen diese Anforderungen in etwa, auch wenn die Durchschnittstemperatur vom 27. November bis 27.12. plus 0.4 Grad C betrug!


Hochrechnungen am 26.12.2010 (Ergänzung, mit den gleichen Worten wie am 17.12., aber mit angepassten Zahlen): Wenn sich das Wetter am Pfäffikersee so weiterentwickelt wie in den letzten 29 Tagen, wäre die Gefriergrenze um den 15. Januar 2011 erreicht.

Im Tagesmittel bei höchstens -5.7 °C müsste die Aussentemperatur in Zürich liegen, damit der Zürichsee bis Mitte Februar in die Nähe der Gefriergrenze kommt. Da müsste der Winter noch einiges zulegen – vom 27. November bis 25. Dezember betrug die Durchschnittstemperatur plus 0.8 Grad C!


Hochrechnungen am 17.12.2010: Wenn sich das Wetter am Pfäffikersee so weiterentwickelt wie in den letzten 20 Tagen, wäre die Gefriergrenze um den 10. Januar 2011 erreicht. Zur Erinnerung: die Kältesumme ist nur ein Kriterium – im letzten Winter 2009/10 wäre dies zwar erreicht gewesen, weil aber der Witterungsablauf einen „suboptimalen“ Eisaufbau ergab, war der Pfäffikersee im Winter 2009/10 nie für das Begehen des Eises freigegeben – es gab also keine Bilder wie 2006.
Im Tagesmittel bei höchstens -5 °C müsste die Aussentemperatur in Zürich liegen, damit der Zürichsee bis Mitte Februar in die Nähe der Gefriergrenze kommt. Da müsste der Winter noch einiges zulegen – vom 27. November bis 16. Dezember betrug die Durchschnittstemperatur plus 0.3 Grad C!


Irgendwann wird dann die Kantonspolizei Eisbulletins veröffentlichen.


Bevor Fragen aufkommen: selbst wenn der Zürichsee tatsächlich gefrieren sollte, wäre dies kein Beleg dafür, dass es den Mensch gemachten Klimawandel nicht gibt! Eine Seegfrörni ist ein kurzfristiges Wetterereignis – das Klima der langfristige Trend der Witterungsverhältnisse!

Nur der Vollständigkeit halber: Seegfrörni steht seit 1963 sogar im Duden – das war das Jahr der letzten Seegfrörni sowohl von Boden- und Zürichsee. Dies und einiges mehr findet sich in Wikipedia!

Erste Fassung 17.12.2010