Finanzwirtschaft in der Krise – ein weiterer Hinweis auf die globale Nicht-Nachhaltigkeit

Die Finanzwirtschaft, getrieben durch die Gier der bereits Reichen, sorgt wieder einmal für mehr Schlagzeilen als die für das Wohlergehen der Menschheit relevanten Fragestellungen. Einmal mehr: sobald sich die Finanzwirtschaft als eigenständiger Wirtschaftssektor versteht und nicht als Dienstleistungssektor, welcher den Geldfluss in einer arbeitsteiligen Wirtschaft abwickelt, handelt es sich dabei um ein Glücksspiel.

Ganz zu Beginn: wer jetzt schon aufstöhnt und wegen der Verwendung des Begriffs „Gier“ von einer Neidhaltung spricht, verlässt diese Seite am besten sofort wieder.

Ziel der Gesellschaftspolitik muss zwingend eine nachhaltige Entwicklung sein. Die Menschheit als ganzes ist weiter von diesem Zustand entfernt als je, obwohl es in einigen ganz wenigen Bereichen erfreuliche Verbesserungen zu verzeichnen gilt. Sämtliche Konflikte dieser Erde – von den Gewaltexzessen in Afganistan, Irak, Sudan bis zu den pseudodemokratischen Auseinandersetzungen in den USA zur Finanzierung des Staatshaushaltes – darin inbegriffen auch die „lokalen“ Konflikte mit massiven Menschenrechtsverletzungen – sind ursächlich immer Auseinandersetzungen um endliche, das heisst begrenzte Ressourcen/Rohstoffe (Stichwort z.B. „Krieg um Öl“). Letztlich geht es darum, dass diese begrenzten Rohstoffe ungerecht verteilt sind – und häufig Mensch gemachte erhebliche Folgen für das Wohlergehen der Menschheit haben (Stichworte Mensch gemachter Klimawandel, Tschernobyl, Fukushima).

Konjunkturelle Schwankungen sind seit Urzeiten zwingend erforderliche Zäsuren – gerade in einer wettbewerblichen Gesellschaft sind GewinnerInnen und VerliererInnen gewollt. Das ökonomische System ist also vorsätzlich nicht nachhaltig. Weil das Ellbogenprinzip zur Wirtschaft gehört, sind zudem alle im Vorteil, die Ethik und Moral bei ihren wirtschaftlich relevanten Entscheiden nicht berücksichtigen. Ganz klar: die riesigen privaten Vermögen – von Bill Gates über Christoph Blocher bis Roger Federer – sind mit keiner Begründung zu rechtfertigen!

Die Globalisierung in Verbindung mit der Finanzwirtschaft führt dazu, dass die Volkswirtschaften immer stärker gegenseitig verhängt sind – die Besorgtheit der chinesischen Diktatoren um die in den USA angelegten Mittel hat nichts mit volkswirtschaftlichen Ueberlegungen zu tun, sondern schlicht mit betriebswirtschaftlichen, also buchhalterischen Sorgen, handelt es sich doch bei den chinesischen Milliarden in US-Anleihen um die Gelder, die der chinesische Staat dafür verwenden sollte, das Wohlergehen der chinesischen Bevölkerung zu steigern, zum Beispiel durch die Gewährung der selbstverständlichen Menschenrechte. Es kann nicht als nachhaltig bezeichnet werden, dass der chinesische Staat Konsumgüter für andere Volkswirtschaften zu ökologischen, ökonomischen und sozialen Dumpingkonditionen produzieren lässt – und mit den Erträgen die finanzpolitische Stabilität anderer Volkswirtschaften untergräbt.

Verschärfend kommt dazu, dass die gierigen Reichen von Blocher über Berlusconi und die Tea-Party bis zu den Medien-Milliardären die Demokratie ad absurdum führen und sich die erforderlichen Mehrheiten in Parlamenten und bei Volksabstimmungen zusammenkaufen. Neben den populistischen Ansätzen wie etwa Brot und Spiele kommt dazu, dass durch diese ManipulatorInnen wissenschaftliche Erkenntnisse durch willkürliche Banaltheorien ersetzt werden, die weder der Logik noch dem gesunden Menschenverstand genügen (obwohl gerade dieser Menschenverstand immer wieder bemüht wird). Als Grundregel kann in der Schweiz davon ausgegangen werden, dass die ökonomischen Empfehlungen etwa von $VP und FDP in erster Linie den zechprellerischen Ansprüchen der Superreichen entsprechen! Steuersenkungen und eine Reduktion der staatlichen Aktivitäten sind so ziemlich das dümmste Rezept gegen die Finanzkrise. Wer zudem Familien-, Unternehmens- und Staatshaushalte gleichsetzt, ist so oder so nixht ernst zu nehmen. Ausgeglichene staatliche Haushalte sind zwar zwingend erforderlich, aber nicht durch eine Reduktion der staatlichen Aufgaben, sondern durch zusätzliche, der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der Steuerzahlenden (= stark progressive Belastung) entsprechende Steuereinnahmen!

Der Hunger der reichen Volkswirtschaften nach den endlichen Ressourcen führte und führt zu einer nie gekannten Anwendung militärischer Gewalt. Insbesondere die USA spielt die Rolle der Weltpolizei mit absurder Brutalität – schlechtest mögliche Propaganda für die Weiterentwicklung der Demokratien und der Menschenrechte. Demokratische Staaten dürfen von ihrer eigenen Bevölkerung nie den Bluteinsatz verlangen, den die jüngsten „Weltpolizeieinsätze“ erfordern. Häufig geht zudem vergessen, dass diese Gewalttätigkeit zwar das BIP ankurbelt, aber ohne jeglichen Wohlstandszugewinn. Die aktuellen Verluste der Finanzwirtschaft dienen auch dazu, das volkswirtschaftliche und menschliche Verlustgeschäft Krieg zu kaschieren.

Dass die Szenario-Überlegungen von Rating-Agenturen zu einem hyperventilierenden Börsengeschehen führen, ist ein weiterer Hinweis auf die Nicht-Nachhaltigkeit des Finanzsystems. Wenn Szenario-Überlegungen zu selbst erfüllenden Prophezeihungen werden, zeigt dies, dass die meisten Marktteilnehmenen die Finger von Finanzindustrie-Produkten lassen sollten. Oder anders: im Finanzindustrie-Monopoly sollte nur mitspielen, wer den Totalverlust des Risikokapitals ökonomisch verkraften kann.

Was ist zu tun?

Ein Gedanke zu „Finanzwirtschaft in der Krise – ein weiterer Hinweis auf die globale Nicht-Nachhaltigkeit“

  1. Zivilisation

    „Ich glaube – und hoffe – auch, dass Politik und Wirtschaft in der Zukunft nicht mehr so wichtig sein werden wie in der Vergangenheit. Die Zeit wird kommen, wo die Mehrzahl unserer gegenwärtigen Kontroversen auf diesen Gebieten uns ebenso trivial oder bedeutungslos vorkommen werden wie die theologischen Debatten, an welche die besten Köpfe des Mittelalters ihre Kräfte verschwendeten. Politik und Wirtschaft befassen sich mit Macht und Wohlstand, und weder dem einen noch dem anderen sollte das Hauptinteresse oder gar das ausschließliche Interesse erwachsener, reifer Menschen gelten.“

    (Profile der Zukunft – Über die Grenzen des Möglichen)

    Diese Vorhersage aus dem Standardwerk der Futuristik bezieht sich nicht etwa auf die ferne Zukunft, sondern wäre sogar schon vor der Geburt von Sir Arthur C. Clarke (1917 – 2008) mit der Erstveröffentlichung von „Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld“ (Silvio Gesell, 1916) zu verwirklichen gewesen! Die Alles entscheidende Frage lautet: Welcher kollektive Wahnsinn ließ die halbwegs zivilisierte Menschheit Massenarmut, Umweltzerstörung und Krieg in Kauf nehmen und heute vor der größten anzunehmenden Katastrophe der Weltkulturgeschichte (globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes) stehen, statt in allgemeinem Wohlstand auf kaum noch vorstellbarem technologischem Niveau in einer sauberen Umwelt und selbstverständlichem Weltfrieden zu leben? Die Antwort führt über das größte Mysterium der Kunst zum größten Geheimnis der Menschheit:

    „Man bedenke, es handelt sich nur um einen Roman. Die Wahrheit wird – wie stets – weit erstaunlicher sein.“

    (Vorwort zu „2001“)

    Herzlich Willkommen im 21. Jahrhundert
    http://www.deweles.de/willkommen.html

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