Familienheim-Genossenschaft Zürich: Die Neue Grünmatt ist kein Zukunftsprojekt!

Zur a.o. Generalversammlung der FGZ vom 29. September 2009: Die FGZ hat immer noch nichts gelernt

Eine Genossenschaft muss vorausschauend planen. Dazu gehören der regelmässige Abbruch von lange genutzten Wohnungen und die Erstellung zeitgemässer neuer Wohnungen. Die Neubauten Grünmatt sind leider nur in Ansätzen zukunftsfähig, sie werden zu viel Energie verbrauchen.

Die Gremien der FGZ haben einen möglichst tiefen Energieverbrauch nicht von Anfang an zum Ziel gehabt. In der Wettbewerbsausschreibung hiess es dazu: „Minergie ist anzustreben“. Andere Genossenschaften haben ebenfalls Ersatzneubauprojekte für Gartenstadtsiedlungen gestartet, mit der zwingenden Vorgabe, den anspruchsvollsten Energie- und Ökologie-Standard Minergie-P-Eco zu realisieren. Ganz im Sinne der 2000-Watt-Gesellschaft, den energie- und klimaschutzpolitischen Zielen der Stadt Zürich.


  • Baugenossenschaft Waidmatt, Ersatzneubau Wohnsiedlung Furttalstrasse, Zürich-Affoltern: Reihenhaussiedlung aus den Jahren 1945/46 wird durch rund 100 neue, preisgünstige Wohnungen für Ein- und Mehrpersonenhaushalte ersetzt, wobei der Schwerpunkt immer noch bei den Familienwohnungen liegt. Minergie-P-Eco war eines der wesentlichen Ziele im Programm.
  • Der Energieverbrauch der „Neuen Grünmatt“ dürfte rund doppelt so hoch liegen wie der von heute bereits betriebenen Minergie-P-Bauten!
  • Zur Geschichte von Minergie: Der Minergie-Standard wird seit 1998 durch den Minergie-Verein propagiert; Minergie-P gibts seit Ende 2001! Da müssten auch konservative PlanerInnen und Genossenschaften wissen, dass dies die Zukunftsstandards sind.
  • Aufbauend auf den langjährigen Vorarbeiten diverser städtischer Amtsstellen hat der Stadtrat im Herbst 2006 den Legislaturschwerpunkt „Nachhaltige Stadt Zürich – auf dem Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft“ beschlossen.
  • Eines der Umsetzungspapiere der 2000-Watt-Gesellschaft ist der SIA Effizienzpfad Energie, vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein im Jahr 2006 publiziert: der Minergie-P-Standard ist der Neubaustandard der 2000-Watt-Gesellschaft.

Die gute Gestaltung, flexible Nutzungskonzepte, die Auswahl ökologischer Bauweisen sind heute für viele Bauherrschaften selbstverständlich. Dies lässt sich bestens mit einem sehr tiefen Energieverbrauch kombinieren. Auch das Bauleitbild der FGZ aus dem Jahr 2004 gibt dies vor: Die ökologischen Aspekte, der sorgfältige Umgang mit Energie und Materialien, sind für die FGZ zentral.

  • Beim Beschluss 2004 über das FGZ-Bauleitbild war klar: Minergie-P ist der Energiestandard, der dem „sorgfältigen Umgang mit Energie“ entspricht.

Der tiefe Energieverbrauch gehört zu den zwingenden Qualitäten eines Neubaus, so die schönen Worte des preisgekrönten FGZ-Bauleitbildes. Nur sind die dazu notwendigen Taten bei der Neuen Grünmatt nicht erfolgt. Die Neue Grünmatt ist aus energetischer Sicht alles andere als zeitgemäss. Die FGZ übernimmt ihre Verantwortung zur Begrenzung der Folgen der Mensch gemachten globalen Klimaveränderung nicht!

Die Ausführungen des FGZ-Vorstandes zu den energetischen Aspekten der Neuen Grünmatt sind beschönigend. Dokumentiert wird das Unvermögen des Planungsteams und der FGZ-Gremien, im Energiebereich zukunftsfähige Lösungen zu realisieren. Damit bestätigt auch die FGZ die Ergebnisse der wissenschaftlichen Auswertung einer grossen Zahl von Neubauprojekten: gute energetische Lösungen erfordern, dass von den ersten Ideen an konsequent energieoptimiert geplant und gebaut wird – sonst entstehen Mehrkosten in der doppelten bis dreifachen Höhe.


  • Vertiefende Studie des Bundesamtes für Energie BFE:Die Wirkungen von MuKEn, MINERGIE® und MINERGIE-P
  • Eine weitere Studie des Bundesamtes für Energie: Praxistest Minergie-Modernisierung
  • Amt für Hochbauten der Stadt Zürich – Bauen für die 2000-Watt-Gesellschaft: Sieben Thesen
  • Amt für Hochbauten: Einmaleins nachhaltiges Bauen
  • Weil kein fortschrittlicher Energiestandard verwendet wird, kommt dieses Projekt teurer als nötig. Die Erfahrung zeigt: Minergie-P-Projekte sind auch gestalterisch und ausführungsmässig besser und werden gleichzeitig günstiger! Dazu kommt: der Kanton Zürich zahlt eine Abwrackprämie für Altbauten, wenn Ersatzneubauten im Minergie-P-Standard erstellt werden. Wird der Minergie-P-Standard eingehalten, können die subventionsberechtigten Kosten aufgrund der Wohnbauförderungsverordnung des Kantons Zürich 5 Prozent höher liegen als bei einem konventionellen Bau! Es ist also davon auszugehen, dass ein Minergie-P-Gebäude schon von den Mietzinsen tiefer liegen würde als die Wohnungen der „Neuen Grünmatt“ – auf jeden Fall aber bei den Betriebskosten. Oder anders: das vorliegende FGZ-Projekt geht nicht sparsam um mit dem Mieterfranken!
  • Der Architektur-Wettbewerb für die neue Grünmatt fand 2007 statt – Bauherrschaften müssen davon ausgehen können, dass die Wettbewerbsbeiträge dem aktuellen Stand des Wissens entsprechen – ein Projekt, welches nicht einmal den Minergie-Standard entspricht, war bereits 2007 nicht fachgerecht!

Prof. Hansruedi Preisig wurde auf meinen Vorschlag hin in einer zu späten Projektierungsphase beigezogen. Ich bedauere heute, diesen Vorschlag gemacht zu haben, da die FGZ-Gremien und das Planungsteam nicht bereit waren, auf frühere Fehlentscheide zurückzukommen! Dass über die Solaranlage erst an einer späteren GV entschieden werden kann, illustriert die unzweckmässige Vorgehensweise der FGZ.

Die Neue Grünmatt ist aus energetischer und klimaschützerischer Sicht nicht zukunftsfähig, dieses Ziel lässt sich auch nicht mit einfachen Massnahmen erreichen. Erforderlich wäre ein kompletter Neustart. Ich werde deshalb nicht an der a.o. GV teilnehmen, als Protest gegen die Arbeitsweise der FGZ.

  • Zur Demokratie gehört auch die Entscheidungsfreiheit. Diese habe ich nicht, weil ich meine Meinung nicht ausdrücken könnte (Ja für einen Neubau, nein zu diesem Projekt) und zudem ein Zusatzantrag auf Einhaltung des Minergie-P-Standards nur mit einem geänderten Projekt erreicht werden könnte. Fachgrundlagen können zudem nicht an einer Generalversammlung debattiert werden (man kann auch nicht an einer Gemeindeversammlung diskutieren, wie das Ergebnis der Addition „1+1“ lautet) – die Versammlung muss davon ausgehen können, dass die materiellen Aussagen des Vorstandes korrekt sind (was in diesem Fall nachweislich nicht zutrifft).

Warum sollen Sie mir mehr glauben als dem Vorstand? Ich engagiere mich aus der Verpflichtung für das Wohlergehen der Menschen und ihres Lebensraums. Ich schätze ohne Einschränkungen das Engagement der FGZ in der Wohnungspolitik, ich kenne und schätze viele Menschen, die in den Gremien der FGZ aktiv sind. Trotzdem erachte ich es in aller Verbundenheit als nötig, auf die Schwachstellen sowohl des Projektes als auch des Planungsprozesses hinzuweisen, nicht zuletzt deshalb, weil die FGZ zukünftig weitere Ersatzneubauten planen wird.

Entscheiden Sie sich für eine auch energetisch zukunftsgerichtete FGZ!


Die Unterlagen für die a.o. GV wurden zwar statutengemäss versandt – extrem kurz vor der GV. Eine einigermassen sinnvolle Auseinandersetzung mit dem Antrag des Vorstandes ist in dieser kurzen Zeitspanne kaum möglich – wenn zudem technische Probleme in der Produktionskette eines Flyers dazukommen, ist es schlicht nicht mehr möglich, eine Gegenbewegung innerhalb der FGZ zu organisieren. Die Verantwortlichen der FGZ müssen Sorge dafür tragen, dass die Genossenschaft nicht zur Applausokratie verkommt!


Nach der a.o. GV vom 29.9.09

In einer Medienmitteilung vom 30.9.09 hält die FGZ fest, dass in der neuen Grünmatt „Wohnungen mit guten Energiewerten“ angeboten würden. Dies ist schlicht falsch. Wohnungen, die nicht einmal Minergie einhalten, sind deutlich schlechter als das, was der Markt heute im Durchschnitt an Neubauwohnungen auch bei Genossenschaften bietet. Einmal mehr eine Genossenschaft, die den Ernst der Lage noch nicht begriffen hat und ihre Verantwortung zum Klimaschutz nicht wahrnimmt – das sind Haltungen wie zu Bush-Zeiten! Es bleibt dabei: die Neue Grünmatt der FGZ ist nicht grün!


Nachtrag 21.3.2010

Schlecht gejammert

Webcam Baustelle Nicht-Grünmatt