Energiepolitik ist nicht xenophob

Dass die $VP nichts von Energiepolitik versteht, ist schon länger bekannt. Dass diese Partei nun ihre xenophobe Haltung mit der Energiepolitik vermengt, ist politisch unerträglich – und zudem auch fachlich hochgradiger Unsinn.

Wenn je jemand sich den Ärger antun sollte, die kruden Energiezahlen der $VP-Gruppe «Asyl und Ausländer» nachzurechen, wird sie oder er feststellen, dass die $VP dauernd Energie und Strom verwechselt und vermischt – wohl absichtlich oder aus mangelndem Verständnis für die Thematik?

Bekanntlich ist die Schweiz auch energiewirtschaftlich eng mit dem Ausland verknüpft. Nur die $VP tut so, also wäre die Schweiz ein energieautarkes Land. Die Schweiz ist Teil des europäischen UCTE-Strom-Verbundnetzes, aus der von der Stromwirtschaft herbeigeschwatzten „Versorgungslücke“ hat der Zürcher Regierungsrat (unter Federführung von $VP-Mann Markus Kägi) eine Strom-Selbstversorgungs-Lücke gebastelt, und deshalb für mindestens zwei neue Atomkraftwerke plädiert. Dabei geht im klassischen $VP-Stil vergessen: Uran kommt in der Schweiz nicht in derartigen Mengen und Konzentrationen vor, dass ein Abbau möglich wäre. Auch Atomstrom ist letztlich ein Produkt aus dem Ausland! Über das UCTE-Netz findet zudem ein regelmässiger Stromaustausch statt – viele Schweizer Kraftwerksgesellschaften verdienen viel Geld mit dem Export von teurem Spitzenstrom und dem Import von relativ billigem Braunkohle- und AKW-Strom.

Auch fossiles Heizöl, Erdgas und Benzin kommt in der Schweiz wie fossiler Diesel nicht vor – auch hier ist die Schweiz direkt von Energielieferungen aus dem Ausland abhängig.

Dies heisst: Energiepolitik ist kein Inlandthema – da hat Fremdenfeindlichkeit nichts verloren!

Fakt ist: wenn jemand in die Schweiz zieht, nimmt in einem anderen Land dementsprechend der Energieverbrauch ab! Zukunftsvisionen für eine nicht-nukleare und nicht-fossile Energieversorgung wie die 2000-Watt-Gesellschaft verwenden als Beurteilungsgrössen für die Entwicklung des Energieverbrauchs und der Treibhausgas-Emissionen Angaben pro Person, nämlich die mittlere Primärenergie-Dauerleistung pro Person und den Ausstoss an Treibhausgasen pro Person und Jahr.

Die Schweiz ist nicht nur energiewirtschaftlich stark mit dem Ausland verflochten; der Selbstversorgungsgrad beispielsweise in der Landwirtschaft – als ein Extrem-Beispiel etwa Bananen 🙂 – liegt irgendwo zwischen 50 und 60 Prozent (P.S. bei Bananen NULL). Klar ist: der Selbstversorgungsgrad kann einerseits durch Effizienz- und Suffizienzmassnahmen (heisst Verminderung des Energieverbrauchs, also des Hundertprozentwertes für die Beurteilung der Energie-Selbstversorgung) beeinflusst werden, andererseits durch die nachhaltige Nutzung des „einheimischen“ Energiepotentials. Objektiverweise hat sich die $VP bisher weder bei der Effizienz, bei der Suffizienz noch der Nutzung einheimischer erneuerbarer Energien (mit Ausnahme des sehr beschränkten Holzenergiepotentials) besonders hervorgetan.

Solange die $VP an ihrem xenophoben Unsinn zur Energiepolitik festhält, ist sie einmal mehr nicht lösungsorientiert – und dürfte somit auch zukünftig keine substanziellen Beiträge für eine sinnvolle Energie- und Klimaschutzpolitik leisten.