Ein epochaler Fehlschnitt, 25 Tage vor dem Weltklimagipfel

Mit einer Schere aus dem letzten Jahrhundert, gemäss Medienmitteilung des Regierungsrates des Kantons Zürich bereits gebraucht für die Eröffnung der Landi, der mythen- und legendenbildenden Landesausstellung zu Zeiten des zweiten Weltkriegs, wollen ein SP-Bundesrat und zwei SVP-Regierungsräte das symbolische Band zerschneiden, welches Autofahrende am ihrem klimaschweinelnden Verhalten hindert. Und dies ziemlich genau 25 Tage vor der Eröffnung der Weltklimakonferenz in Kopenhagen. Ein wahrlich epochaler Fehlschnitt, verantwortungslos, rückwärtsgewandt – in Zeiten des Mensch gemachten Klimawandels und der Finanzkrise braucht das Autofahren schlicht keine Festakte.

Der Bau der A4 durch das Säuliamt ist eine klassische Fehlleistung einer Männergesellschaft mit ausschliesslichem Windschutzscheiben-Blick. Da bekanntlich neue Strassen auch neuen Auto-Verkehr generieren, und diese Autos, ob alt oder neu, immer noch zu viele Treibhausgase emittieren, zu viele Ressourcen verschleudern, zu laut sind, zu stark stinken – nicht ohne Grund wird von MIEF-Verkehr gesprochen – ist die Förderung des Strassenverkehrs ein fundamental falsches Zeichen.

Schon fast passend hatte man vom Zürcher Verkehrsverbund am gleichen Tag, an dem der Zürcher Regierungsrat den Eröffnungsfestakt für das der menschlichen Dummheit gewidmete Autobahnmachwerk ankündigte, gehört, dass in nächster Zeit die Tickets des öffentlichen Regionalverkehrs teurer werden sollen. Das ist eine ähnlich epochale Fehlleistung wie eine Autobahneröffnung kurz vor einer Weltklimakonferenz! Denn: Auch wenn der öffentliche Verkehr in Spitzenzeiten an seine Grenzen kommt, hat es nach wie vor ausreichende Kapazitäten. Mehrerträge des öffentlichen Verkehrs sind nicht durch Preisaufschläge, sondern durch eine grössere Nachfrage zu erwirtschaften – die Erhöhung der ZVV-Preise angesichts einer Autobahneröffnung ist sicher nicht die Willkommensbotschaft für jene Unterwegsseiende, die eigentlich schon lange auf ihr Klimaschwein verzichten sollten.

P.S. Solange SP-Bundesräte, die dazu noch behaupten, Umwelt- und damit Klimaschutzminister zu sein, aktiv an Autobahneröffnungen teilnehmen, ist es fragwürdig, VertreterInnen dieser Partei mit Umweltschutz- und Klimastimmen in Parlamente und Regierungen zu wählen.