Bio-Milch: die bessere Wahl

Da haben die Geiz-Geiler und Pharma-Lobbyisten wieder mal Grund zum vermeintlichen Jubeln gehabt: Vetsuisse Bern hat im unipress-Bulletin der Universität Bern einen 2-seitigen Artikel über eine Untersuchung an IP- und Bio-Kühen und zu einem Teilaspekt der von diesen Kühen produzierten Milch publiziert. Bio-Milch sei „schlicht gleichwertig“ wie Milch aus IP-Produktion, mit Hochleistungskühen könne keine Bio-Milch produziert werden, bei Bio-Kühen sei das Risiko von Euter-Entzündungen höher als bei „konventionellen“ Kühen. Der Blick titelte darauf: „Bio-Milch: Alles Bschiss?“.

Die Stellungnahme der Bio Suisse liess nicht einmal 24 Stunden auf sich warten. Im wesentlichen: die VeterinärInnen der Uni Bern hätten das Prinzip der Bio-Landwirtschaft nicht verstanden, dabei mache dies einen bedeutenden Teil des inneren Wertes der Bio-Milch aus, der präventive Antibiotika-Einsatz in der konventionellen Landwirtschaft wird bemängelt und gefordert, dass Kühe die Milch vor allem auf Raufutter-Basis (Gras, Heu) und nicht mit importiertem Kraftfutter erzeugen (mit dem Hinweis, dass die Zuchtziele in der Viehwirtschaft sich an dieser Vorgabe zu orientieren hätten).

Selbstverständlich ist es wichtig, dass gesunde Kühe Milch produzieren. Der Projektverantwortliche bei der Uni Bern, der bald emeritierte Professor Jürg Blum, geht davon aus, dass diese Gesundheit mit genügend Chemie (präventiver Antibiotika-Gabe) und reichlich Kraftfutter sichergestellt werden kann. Herr Blum reduziert die Milchqualität letztlich auf das Funktionieren der Kuh, er reduziert dieses Lebewesen auf die Funktion der Milchproduktion, er versteht die letztlich als lebendiger Food-Processor, der aus Gras, Kraftfutter und Medikamenten Milch produziert.
Der Bio-Landbau geht ganzheitlicher an die Sache heran. Tierzucht, Milchleistungs- und -gehaltsziele, Futterbasis, die Bewirtschaftung der Futterflächen (Vorgaben an Düngung und Pflanzenbehandlungsmittel), artgerechte Kuhhaltung, Stärkung der Kuhgesundheit statt medikamentöse Dauer-Nachhilfe sind einige der Aspekte. Die Kuh wird als Lebewesen verstanden, welches dem Menschen eine Dienstleistung erbringt und auch entsprechend den Eigenheiten respektiert wird.

Unter diesem Aspekt wird auch verständlich, dass angesichts der grossen Zahl von landwirtschaftlichen Betrieben, die in den letzten Jahren auf Bio-Landwirtschaft umgestellt haben, nach wie vor ein beachtlicher Anteil von Kühen Milch produzieren, die immer noch nach den Vorgaben der Food-Processor-Kuh designt wurden. Die von der Studie entdeckten „Probleme“der Hochleistungskühe in der Biomilch-Produktion sind also letztlich noch eine Folge der veterinär-medizinisch geprägten konventionellen Milchproduktion. Viele dieser Probleme werden deutlich kleiner, wenn ausschliesslich Kühe auf den Weiden und in den Ställen stehen, die nach den Kriterien der Biolandwirtschaft gezüchtet worden sind.

Die in völliger Unkenntnis der Bio-Wirtschaftsweise erstellte Studie über den Istzustand der Kuhgesundheit zeigt in erster Linie, dass die Kuhhaltung in der aktuellen Landwirtschaft in keiner Art und Weise tiergerecht ist und damit in der Folge auch nicht mensch-gerecht sein kann.

Bio-Milch ist ihren Mehrpreis sehr wohl wert – womit einmal mehr aufgezeigt wird, dass beispielsweise Geiz-Geiler, die sich ausschliesslich am Tiefstpreis orientieren, eine Wirtschaftsweise verlangen, die auf Oekologie- und Sozial-Dumping setzt.

Bio-Milch ist eindeutig die bessere Wahl!