#BAD11: „Food“ – zu viel, zu wenig

Blog Action Day OCT 16 2011 16. Oktober 2011: Welternährungstag oder Welthungertag der UNO-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, von dieser als World Food Day bezeichnet. Dass dieser Tag in der deutschen Sprache zwei Bezeichnungen hat, illustriert das globale Ungleichgewicht in der Lebensmittelverteilung – dies nimmt mein Beitrag zum Blog Action Day 2011 „Food“ auf.

Bei einem Pro-Person-Einkommen von etwas mehr als 46’000 Franken (Jahr 2008) gab der durchschnittliche Schweizer, die durchschnittliche Schweizerin rund 10 % für Lebensmittel (ohne Alkohol und Tabak) aus – bei einem sehr breiten Angebot wirken sich auch kräftige Bewegungen der Lebensmittelpreise nicht sehr ausgeprägt auf die Lebenshaltungskosten aus.

Die Preise für viele Lebensmittel sind Weltmarktpreise, auch wenn dank Selbstversorgung und lokalen Spezialitäten nicht sämtliche Nahrungsmittel zwingend auf dem Weltmarkt gehandelt werden. Offensichtlich ist: je tiefer das Pro-Person-Einkommen, desto höher der Anteil der Lebensmittel an den Haushaltausgaben! Preisausschläge haben in einer solchen Situation viel deutlichere Auswirkungen auf die Haushalte.

Hunger ist in den meisten Fällen nicht eine Folge von global betrachtet zu wenig Nahrungsmitteln, sondern des für viele KonsumentInnen übermässigen Preises, und allenfalls der lokalen Verfügbarkeit, zum Beispiel wegen Katastrophen oder Kriegen.

Als Schlussfolgerung: Solange ein Mensch auf dieser Erde unfreiwillig hungert, kann nicht von einer nachhaltigen Nahrungsversorgung gesprochen werden – und so lange ist leider der Welthungertag als weltweiter Gedenk- und Aktionstag zwingend.

In der Schweiz braucht ein Konsument/eine KonsumentIn rund 50 mal mehr Energiedienstleistungen, z.B. aus Strom, Heizöl, Benzin, Diesel, Erdgas, als durch die Nahrung aufgenommen wird (9200 kJ Nahrungsenergie – 5000 Watt mittlere Primärenergie-Dauerleistung pro Person). Im globalen Mittel braucht Mensch rund 20 mal Energie für „Dienstleistungen“ (Wärme, Warmwasser, Licht, …) als für die Nahrungsenergie; selbst in den ärmsten Ländern der Erde ist das Zahlen-Verhältnis Energie zu Nahrung bei etwa fünf. Dies heisst aber: wenn prinzipiell für die Ernährung geeignete Landwirtschaftsprodukte für die Energiebereitstellung verwendet wird, hat dies insbesondere in den ärmeren Ländern erhebliche Auswirkungen. Dies gilt in eingeschränkter Form auch für Landwirtschaftsflächen, die statt für die Nahrungsmittelproduktion für Energierohstoffe Verwendung finden. Denn: es führt nichts daran vorbei, dass der übermässige ökologische Fussabdruck der Reichen die Ernährungssituation der Armen beeinträchtigt!

Das Zuviel an Nahrungsenergie in den reichen Ländern ist ein Fakt – und hat unter anderem damit zu tun, dass der menschliche Metabolismus immer noch auf die Bedürfnisse der steinzeitlichen JägerInnen- und SammlerInnen-Gesellschaft ausgerichtet ist. Der Umgang mit dem Übergewicht in der aktuellen Dienstleistungsgesellschaft mit ihrer relativen Bewegungsarmut ist ein Aspekt davon – dass zu viele Lebensmittel weggeworfen werden, viele davon uneingeschränkt konsumierbar, ist eine erschreckende Tatsache.

Nur kurz sei auf den zu hohen Fleischanteil in der Ernährung der Menschen in den Öko-Grossfuss-Ländern hingewiesen – der Aufruf zum gelegentlichen Vegitag löst nach wie vor kräftige Emotionen aus (“Vorschreiben einer Lebensweise”, “weitere Umerziehungsaktionen”). Zu beachten dabei: nicht nur Fleisch, sondern auch Milchprodukte sind mit Zurückhaltung zu konsumieren!