Auch die SBB betreiben vorsätzliche Obsoleszenz

 

Ich nutze seit einiger Zeit die Möglichkeiten des papierreduzierten Büros, sowohl beruflich wie privat. Ein wichtiges Hilfsmittel dabei ist ein Tabletcomputer, bei mir ein iPad. Nun wollen mich die SBB dazu zwingen, dieses nach wie vor tipptop funktionierende Gerät zu entsorgen. Auch die SBB machen mit im unsinnigen Obsoleszenz-Zirkus. Wie das?

Als Teil meines papierreduzierten beruflichen und privaten Büros kaufe ich seit einiger Zeit unter anderem auch die SBB-Billette, die nicht durch mein ZVV-Regenbogen für die Zone 110 (Stadt Zürich), abgedeckt sind, via meinen Tabletcomputer. Und zwar über die SBB-Apps „SBB Mobile“ und „SBB Mobile Business“. Seit einigen Tagen ist auch auf der Internet-Seite dieser Apps der folgende Hinweis zu finden: „ab Mai 2014 wird für zukünftige Updates mind. iOS 6.0 benötigt“.

Mein Tablet ist ein iPad 1, diese Version des iPad wurde von Sommer 2010 bis März 2011 angeboten, ich habe mein Gerät Anfang November 2010 gekauft. Der Betrieb eines solchen Gerätes funktioniert via Betriebssystem, die mobilen Geräte von Apple werden mit iOS, einem UNIX-Derivat, betrieben. Am 19. September 2012 wurde iOS 6.0.x freigeben – diese Version kann auf einem iPad 1 nicht verwendet werden – die Vorgängerversion 5.1.x ist auf dem Stand beim Start der Version 6.0.x fixiert.

Das heisst: zwei Jahre nach Verkaufsbeginn des iPad 1 steht kein aktuelles Betriebssystem zur Verfügung, und nochmals zwei Jahre später sind Alltagsapps wie „SBB Mobile“ auf diesen Geräten nutzbar.

Ich benutze meinen Tabletcomputer seit dem Kauf im November 2010 intensiv, das Ding ist auch auf den Velofahrten durch Europa in einer speziellen Rahmentasche mit dabei. Trotz des intensiven Gebrauches funktioniert das Tablet nach wie vor bestens, insbesondere kann ich es für genau das brauchen, was ich damit tun möchte. Auch wenn sich einige Gebrauchsspuren zeigen, dürfte dieses Gerät auch noch viel länger zu gebrauchen sein. Das heisst: obwohl das Ding noch bestens funktioniert, muss ich es, wenn ich denn das SBB-Angebot weiter nutzen will, durch ein neues Gerät ersetzen. Das ist definitiv vorsätzliche Obsoleszenz, ausgeführt durch die SBB!

Es ist sicher zweckmässig, dass auch SBB Apps weiterentwickelt werden. Professionelle Software zeichnet sich aber seit langer Zeit dadurch aus, dass sie so genannt abwärtskompatibel. Alles andere ist stümperhaft (das trifft selbstverständlich auch für iOS zu). Es gibt technisch keinen Grund, nicht auch weiterhin eine voll funktionsfähige „SBB Mobile“-App anzubieten, mit mit iOS 5.1.x betrieben werden kann.

Die SBB sind gefordert, eine Lösung ab Mai 2014 für jene anzubieten, die sich von der vorsätzlichen Obsoleszenz nicht nötigen lassen wollen!


Nur noch ein Prozent der NutzerInnen von „SBB Mobile“ nutze Geräte mit iOS älter als 6.0. Ist dies ein Argument, deshalb kjeine solche Version mehr anzubieten? Im Sinne des guten KundInnendienstes sicher nicht – Nötigung von KundInnen, auf eine andere Version zu wechseln, ist nie gut. Auch aus gesellschaftspolitischer Sicht ist dies falsch. Denn: es ist unterdessen schon fast Tradition, selbst bestens funktionierende Geräte (korrekt) zu entsorgen, gerade mit dem Hinweis, dass immer mehr AnbieterInnen zu sehr kurzen Nutzungszyklen übergegangen sind – das vorsätzliche Obsoleszenz-Verhalten der SBB treibt diesen unsinnigen Ressourcenverschleuderungsvorgang weiter an.

Die Oekobilanz eines Tabletcomputers in Zeiten des papierreduzierten Büros ist vorteilhaft gegenüber konventionellen Lösungen.