Atomenergie ist ein massiver Verstoss gegen die Menschheit

Three Mile Island, Tschernobyl und nun Fukushima illustrieren, dass die Atomenergie-Nutzung ein massiver Verstoss gegen die Menschheit ist. Naturkatastrophen wie einem heftigen Erdbeben mit nachfolgendem Tsunami ist die Menschheit mehr oder weniger ausgeliefert. Ein Unfall in einem Kernkraftwerk oder eben Atomkraftwerk – egal welcher Stufe auf den immer wieder ändernden Skala (nur damit das Wort Super-GAU für den „Grösstmöglich anzunehmenden Unfall nicht mehr Verwendung finden muss) – ist Mensch gewollt, regelmässig sogar von demokratischen Mehrheiten beschlossen. Bei Naturkatastrophen können andere Menschen helfen, mittragen, mittrauern, mithelfen – bei Mensch gemachten Katastrophen gibt es Vermeidungsstrategien: keine neuen Atomkraftwerke, raschmöglicher Ausstieg. Bald 25 Jahre nach Tschernobyl sorgt sich die Oeffentlichkeit um den Zustand der Atomkraftwerke-Anlage Fukushima – ein Beleg mehr, dass nur ein Teil der Menschheit aus der Geschichte lernt.

Es ist nicht polemisch, angesichts der Folgen der Erdbeben- und Tsunami-Naturkatastrophe in Japan – mit Tausenden von Toten und zehntausenden Vermissten – sich politische Konsequenzen aus der Mensch gemachten Folgekatastrophe in Fukushima (unabhängig von deren Schweregrad) zu überlegen. Im Gegenteil, es spricht von besonderer Empathie, angesichts der „Doppel“-Katastrophe wenigstens den von Menschen beeinflussbaren Teil der Bedrohung zu vermindern.

Auch wenn jede menschliche Aktivität auf dieser Erde nicht ohne Belastungen für das Gesamtsystem möglich ist (selbst bei Cradle to Cradle ist Nullbelastung Illusion), ist die Atomenergie oder Nuklearenergie oder Kernenergie offensichtlich unverträglich mit Menschlichkeit, ist also ein massiver Verstoss gegen die Menschheit – das ist nichts neues, und dies wird (ebenso nicht als Neuigkeit) durch die Frage der „Endlagerung“ des Atommülls erheblich verstärkt. Bei einer Generationenspanne von 30 Jahren überträgt die aktuell lebende Generation die Hüteverantwortung auf gegen 20’000 Generationen, um Faktoren 3 bis 4 mehr als es bis jetzt Generationen des „modernen Menschen“ auf der Erde gab! Nochmals: EINE Generation, vielleicht zwei Generationen belasten gegen 20’000 nachfolgende Generationen mit schwer wiegenden „Altlasten“. Als Vergleich: Von 1978 bis 1985 wurde die Sondermülldeponie Kölliken nach einem für die damaligen Verständnis strengen Verfahren angelegt – die Sanierung der Deponie, d.h. die Entfernung des gesamten eingelagerten Sondermülls wird deutlich länger dauernd als die Betriebsphase und wird erheblich mehr kosten, als die Einlagerung eingebracht hat.

Klipp und klar: die Atomenergienutzung ist zivilgesellschaftlich zu ächten. Ein wichtiger Beitrag dazu: Wer dies nicht bereits getan hat: wählen Sie Atomstrom in Haushalt und am Arbeitsplatz ab! Es ist davon auszugehen, dass politische Parteien, die für die Atomenergie plädieren, auch in anderen gesellschaftsrelevanten Themenbereichen ihre Gruppenegoismen in den Vordergrund stellen und nicht die Interessen der aktuell lebenden Generation und der Nachfahren. Mit Blick auf echte Nachhaltigkeit sind sicher sowohl für Legislative als auch Exekutive Parteien wie SVP, FDP und CVP NICHT wählbar, siehe dazu auch das überzeugende Argumentarium der Jungen Grünen für die Zürcher Kantonsratswahlen vom 3. April 2011. Nur schade, fehlen hier die entsprechenden Plakate für SP und Grüne – den auch bei diesen Parteien und deren VertreterInnen bestehen mehr oder weniger grosse Vorbehalte bei ihrer Haltung zu einer harten Nachhaltigkeit und zu einer glaubwürdigen Verminderung des übermässigen ökologischen Fussabdrucks. Es entsteht der Eindruck, dass derzeit der hedonistische, eher egoistische LOHAS-Lebensstil (Lifestyles of Health and Sustainability) und nicht der nachhaltige LOVOS-Lebensstil (Lifestyle of voluntary simplicity) die Politikdiskussion prägt. Als Beispiele für die Erweiterung der junggrünen Provokationssprüche: „Wer zufrieden ist mit ökologischer Folklore, wählt die Grünen. Alle anderen wählen ????.“ oder „Wer soziale Schwäche als Ausrede für ökologisches Fehlverhalten herbeiredet, wählt SP. Alle andern wählen ????.„.

Die Betroffenheit über die Mensch gemachte Verschärfung der Erdbeben- und Tsunami-Katastrophe in Japan durch die Atomkraftwerke erfordert zwingend Handlungen, sowohl im persönlichen (Energie-)Verhalten als auch etwa bei den Zürcher Regierungs- und Kantonsratswahlen am 3. April 2011!


Nachtrag 14.3.2011: Auch wenn Erdbeben und Tsunami in Japan mit den nachfolgenden Unfällen in Kernkraftwerken erschreckend und alarmierend sind, überrascht doch, wie schnell sich das öffentliche Interesse von der Gewalteskalation in Libyen wegbewegt hat. Es ist zu befürchten, dass wegen des mangelnden Interesses insbesondere der Mächtigen dieser Erde ein Diktator zu viel an der Macht bleibt.

Erste Fassung 13.3.2011